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Skandinavija 1995 Scandinavia 1995 Scandinavia (E) 1995
TAGEBUCH UNSERER ERSTEN REISE NACH SKANDINAVIEN 1995
Dänemark - Norwegen - Finnland - Schweden
05.06. - 25.07.1995
Notiert von Stojan Deprato
Übersetzung: Carla Deprato
Auf die Karte oder das Foto klicken um zu vergrößern!
1. Tag - 05.06.95 - Montag: San Maurizio (I) - Kappel (CH) - 430 km
Heute um 14.30 sind
meine Frau und ich (68) von
San Maurizio
Canavese (TO) mit unserem Wohnmobil losgefahren
auf eine lange Reise in den hohen Norden, nach Skandinavien. Unser Wohnmobil ist
ein Dethleffs Globetrotter Typ A532, Baujahr 1991, LxBxH: 562X223X283, Fiat
Ducato mit einem Motor Fiat TD 95, 2482 cm³, 70 kW, 95 PS.
Alle Orte, Inseln, die Fjorde und anderes, die im Tagebuch mit roter Farbe geschrieben sind, können auf den beigefügten Karten gefunden werden. Mit uns haben wir leider nur unsere alte Filmkamera VHSc (und nicht, wie ab 2002, die Digital-Fotokamera), so daß wir von dieser Reise nicht unsere eigenen Fotos beifügen können.
Bei der Abfahrt regnet es leicht. 15 Minuten vorher war ein heftiges Gewitter mit starkem Regen. Auch in den letzten 10 Tagen hatten wir hier viel Regen und es ist ziemlich kalt. Nach dem Wetterbericht ist es in Moskau warm und schwül. Wir hoffen auf besseres und wärmeres Wetter im Norden. In Leini und in Chivasso (10 km von San Maurizio) ist der Boden und das Grass um die Strasse 1-3 cm hoch mit Hagelkörnern bedeckt. Der Regen begleitete uns die ganze Zeit bis Milano und dann bis an die Schweizer Grenze.
Auf der anderen Seite erwartet uns wieder der Regen und er begleitet uns durch Luzern bis nach Kappel (FOTO). Dort kommen wir um 20.30 bei unserem ältesten Sohn Davor und seiner Familie an. Nach dem Abendbrot und Erzählen sind wir schon um 23.30 in unseren Wohnmobilbetten. Der Parkplatz vor ihrem Haus ist sehr ruhig, die Nacht frisch und herrlich zum Schlafen.
2. Tag - 06.06.95 - Dienstag: Kappel (CH) - Kempten (D) - 291/721 km
Um
7.00 Uhr sind wir aufgestanden um zusammen mit Davor, der zur Arbeit gehen
musste, zu frühstücken. Um 8.30 ging es von
Kappel los
Richtung
Zürich.
Es war bewölkt und nach wenigen Kilometern begann es zu regnen. Wir fahren auf
der Autobahn vorbei an Zürich und
Winterthur
bis
St. Gallen. Dort hätten wir nach links Richtung
Bregenz abbiegen müssen, aber die Ausfahrt haben wir erst bemerkt, als wir schon
vorbei waren und so mussten wir Richtung Süd bis zur Ausfahrt
Diepoldsau
weiterfahren. Wir sind fast ohne Diesel und fahren raus. Auf der Autobahn in der
Schweiz haben wir auf den letzten Kilometern keine Benzinstation gefunden! Hier
finden wir endlich eine, tanken voll und kehren auf die österreichische Autobahn
zurück. Wir fahren bei Bregenz und sind sofort in Deutschland.
Isny
durchfahren wir immer noch bei Regen und kommen in
Kempten
um 14.40 an, wo Carlas Eltern wohnen, auf einem kleinen Hügel, außerhalb des
Stadtzentrums. Wir parken vor ihrem Haus auf dem Parkplatz. Wie in Kappel, auch
hier ist es in der Nacht ruhig und ideal zum Schlafen, sehr frisch, fast kalt!
3. Tag - 07.06.95 - Mittwoch: Kempten (D) - 0/721 km
Den
ganzen Tag haben wir bei Carlas Eltern in
Kempten
(FOTO)
verbracht. Kempten ist eine bayrische sehr schöne Stadt, in Grünen z
wischen Hügeln gelegen. Es gibt sehr viele
Fahrradwege, gleich neben den Hauptstraßen und auch nur für Fahrräder außerhalb
der Stadt in der Natur. Man kann überall radeln, ohne die Gefahr unter ein Auto
zu geraten. Auch gibt es viele Fußgängerspazierwege in der Natur, den Parks,
Wäldern und an den Seen. Hin und wieder findet man eine Wandertafel mit all
diesen nummerierten Wegen in und um die Stadt.
Am Vormittag sind wir noch in den Supermarkt gegangen, um Reiseproviant zu kaufen (verschiedene Suppen: Feuerbohnensuppe, Hühner- und Gulaschsuppe, Würste, Leberwurst, Badedas, Sandalen, T-Shirts und andere verschiedene Dummheiten.
Am Nachmittag ist endlich die Sonne herausgekommen und es war gleich angenehmer. Carlas Vater fühlte sich am Nachmittag nicht so gut und Carla und ihre Mutter sind allein spazieren gegangen. Wir haben wieder im unserem Wohnmobil auf dem Parkplatz vor dem Haus geschlafen. Ruhig und angenehm.
4. Tag - 08.06.95 - Donnerstag: Kempten (D) - Birkenau (D) - 363/1084 km
Wir wachen auf mit
schönem Wetter und gegen 10.20 verabschieden wir uns von Eltern. In der Stadt
neben dem Bahnhof noch einige
Einkäufe und dann geht es auf die Autobahn, in Richtung Nord. Vorbei bei
Memmingen,
Ulm,
Feuchtwangen
und
Heilbronn.
Während der Fahrt gibt es einige Gewitter, aber die Fahrt auf der Autobahn
verläuft ohne Probleme. Bei
Sinsheim
verlassen wir die Autobahn und fahren durch
Neckargemünd,
Heidelberg,
Weinheim und
erreichen
Birkenau-N.L.
(100 km von
Frankfurt
entfernt) um 18.00 Uhr. Das Wetter ist gut.
In Birkenau-N.L., etwas außerhalb der Stadt und 200 m entfernt von der asphaltierten Strasse wohnen Ulla und Herbert, unsere langjährigen Campingfreunde aus Medulin (in Istrien, Kroatien). Sie haben ein kleines, wunderschönes Haus auf einem steilen Hügelchen gelegen. Von der Sandstrasse, die vor ihrem Grundstück endet, kommt man in den Garten. Über einen steilen, gewundenen Treppenweg kommt man durch ein, mit dichtem Efeu bewachsenes Wäldchen, zur Terrasse vor Ihrem Haus (VIDEO 1). Das Haus ist mit Tannen umgeben, von denen die Eichhörnchen bis auf die Terrasse kommen, um Nüsse aus der Hand abzuholen. Es ist sehr romantisch, weit ab vom Verkehr und dem Lärm, den Menschen, den Geschäften und der Zivilisation, nur Radio oder Fernsehen. Wir haben unten auf dem Sträßchen vor dem Haus geparkt und geschlafen. Es ist sehr ruhig. Am Morgen hört man hin und wieder eine Kuh muhen. Idyllisch!?
5. Tag - 09.06.95 - Freitag: Birkenau (D) - Steinberg - Braunschweig (D) - 486/1570 km
Am Morgen ist
Herbert arbeiten gegangen und wir sind um 9.00 Uhr mit Ulla in einem Kaufzentrum
für Gartenbau neben Mannheim gefahren. Wir möchten einen Pavillon für das
Camping in Medulin kaufen. Leider waren sie alle ausverkauft und wir haben Ulla
das Geld gelassen, um in der nächsten Wochen einen für uns einzukaufen, den wir
auf der Rückfahrt abholen wollen.
Herbert ist auch zum Kaufzentrum gekommen und so verabschieden wir uns von den
beiden bei schönem Wetter. Die Reise geht Richtung Norden nach
Steinberg
(Dietzenbach bei
Frankfurt),
wo Carlas Tante Ursel und Onkel Werner wohnen. Nach erzählen und Mittagessen
ging es um 13,30 Uhr weiter, mit der Autobahn östlich von Frankfurt, vorbei an
Alsfeld,
Kassel,
Göttingen
und
Salzgitter.
Gegen 18.50 Uhr erreichen wir den Stadtrand von Braunschweig (FOTO), wo Brigitte und Hajo (Hans-Joachim) auf uns warten. Auch sie sind Campingfreunde aus Medulin. Das Wetter bis Braunschweig war sehr variabel, ein bisschen Sonne, dann Wolken, Regen, wieder Sonne usw. Hajo und Brigitte haben ein sehr schönes Haus, wir haben lange nach dem Abendessen erzählt, bis Mitternacht und dann ins Bett in unser Wohnmobil. Wir haben die Nacht in einer sehr angenehmen Ruhe verbracht!
6. Tag - 10.06.95 - Samstag: Braunschweig (D) - Pinneberg (D) - 216/1786 km
Heute
morgen haben wir keine Eile. Uns erwartet heute keine lange Reise und so nehmen
wir uns Zeit zum Frühstücken, Duschen, und Plaudern. Ich fahre dann noch mit
Hajo mit dem Fahrrad zum Supermarkt um lang haltbare Milch für die Reise zu
kaufen. Endlich um 11.00 Uhr fahren wir ab, wieder Richtung Norden, aber diesmal
auf Landstrassen. Wir haben Zeit und nehmen die Bundesstrasse vorbei an
Gilhorn,
fahren durch
Uelzen,
vorbei an
Lüneburg Richtung
Hamburg. Das Wetter ist
„so-so“.
In Hamburg angekommen, fahren wir durch den Elbtunnel und dann durch Hamburg immer auf der Autobahn. Um 15.00 Uhr sind wir in Pinneberg (VIDEO 2), wo die Kusine von Carla, Rotraut und ihr Mann Waldemar wohnen. Auch Ihre Kinder Natasha und Konstantin sind da. Am Abend wollen Rotraut und Waldemar uns nicht weiterfahren lassen. Wir müssen bleiben und erzählen. Wieder verbringen wir eine ruhige Nacht im Wohnmobil auf dem Parkplatz vor ihrer Haustür.
7. Tag - 11.06.95 - Sonntag: Pinneberg (D) - Hvidbjerg (DK) - 471/2257 km
Am
Morgen haben wir
Luigi, unseren Nachbarn in San Maurizio, angerufen. Zu Hause ist alles OK, aber
jeden Tag gibt es dort 2 Gewitter. Wir haben Glück, denn hier ist das Wetter
besser und schöner. Hoffentlich bleibt auch so in Zukunft.
Um 10.00 Uhr fahren
wir los über
Itzehoe,
Heide
und
Husum und
erreichen die Nordseeküste zwischen
Bredstedt
und
Dagebüll. Es
ist sonnig und windig. Hier ist alles voll mit Windmühlen zur Stromgewinnung.
Auf weißen, 20-30 m hohen und eleganten Säulen drehen sich 2 bis 3 Flügel. Oft
sieht man zehn oder mehr Windmühlen, sehr nah zusammen. Darum, dass der obere
Teil (der mit Flügeln) drehbar ist und sich immer in Windrichtung dreht,
erscheinen die Windmühlen, je nach der Windrichtung, eine neben der anderen oder
eine hinter anderen. Aber immer schön und imposant. Sie machen keinen Lärm und
sind sie umweltfreundlich, trotzdem wollen die Grünen sie nicht, weil sie, wie
die meinen, die Landschaft verschandeln. Sind die Kraftwerke mit Kohl, oder mit
Diesel, besser oder schöner? Dummköpfe! Wir fahren weiter über
Niebüll und
Süderlügum
bis zur dänischen Grenze.
Die Grenze
passieren wir ohne Probleme. Die Grenzbeamten zeigen nicht das geringste
Interesse für uns. Gleich hinter der Grenze ist ein Parkplatz und Carla macht
uns ein schnelles Mittagessen: Feuerbohnensuppe. Ausgezeichnet! Um 16.00 Uhr
Anker hoch und weiter mit der Strasse 11 über
Tønder und
Ribe bis nach
Varde, wo
wir auf der 181 in Richtung Dünen abbiegen. Sie sind hoch und man kann das Meer
von der Straße aus nicht sehen, nur viele Häuschen zum Vermieten an die
Touristen. Die grauen Dünen ohne Farben geben den Eindruck eines Bergbaudorfes
aus dem Ruhrgebiet. Der Anblick erstaunt uns heute
bei Sonne, wie muss es erst
im Regen traurig aussehen?!
In Hvide Sande besichtigen wir einen sehr malerischen Fischerhafen (VIDEO 4). Leute angeln vom Steg, ringsum viele Möwen und Fischerboote mit bunten Signalen auf dem Deck, die wohl dazu dienen, auf dem Meer den Standpunkt der Fangnetze oder Langleinen anzuzeigen.
Die Reise geht weiter an der 181 über Torsminde, Lemvig und Oddesund bis nach Hvidbjerg. Sehr schöne Brücke zwischen Oddesund Sud und Oddesund Nord (FOTO) und viele Windmühle vor der Brücke. Das Wetter ist schön und sonnig. Noch mit Sonne um 21.40 Uhr kommen wir an! Um 23.00 Uhr draußen kann man noch lesen! Auf dem Parkplatz einer Schule finden wir unseren Schlafplatz. Zum Abendessen macht Carla Spaghetti. Super! Wir schlafen in absoluter Ruhe.
8. Tag - 12.06.95 - Montag : Hvidbjerg (DK) - Hirtshals (DK) - 267/2524 km
Gegen 7.45 Uhr beginnt am Morgen
auf dem Parkplatz der Krach. Die Autos, die Busse, die Mütter und Väter, alle
bringen die Kinder in die Schule. Um 8.00 Uhr sind alle Kinder ausgeladen und
mit Beginn des Unterrichts kehrt die Ruhe zurück. Aber schon um 8.02 erscheint
eine Klasse mit Ihrer Lehrerin und der Parkplatz verwandelt sich in einen
Sportplatz. Und die Kinder beginnen fröhlich schreiend Baseball zu spielen. Um
8.45 die nächste Klasse. Wieder Krach! Um 9.30 beschließen wir mit dem Wohnmobil
zu flüchten!
Das Wetter ist schön und sonnig. Wir fahren weiter über Ydby, Vestervig und Vangså bis nach Hanstholm. Dort kommen wir in einen Hafen mit Fischerbooten. In einer Halle schauen wir die Verarbeitung der Fische für den Transport an (VIDEO 5). Große Dorsche (3 - 6 kg) und einen hässlichen, riesigen Fisch von hellgrauer Farbe. Alle Fische sind gut geordnet in Kisten und mit Eis bedeckt, die Kisten sind mit Adressen versehen. Es ist alles sehr sauber.
Weiter geht die Reise über Østerild, Fjerritslev und Åbybro bis Løkken, wo wir um 13.15 ankommen. Wir parken auf einem herrlichen, sonnigen Strand, mit einem durchsichtigen, blauen Meer dahinter. Der Wind weht stark und kalt aus Norden (VIDEO 6). Wir steigen aus, um einen Spazierung auf dem Strand zu machen, nicht ohne vorher Pullover und dicke Winterwindjacken angezogen zu haben. Es kommt auch ein Autobus mit Touristen aus Finnland an. Zwei dicke und nicht sehr junge Frauen, steigen im Badeanzügen aus und werfen sich in die Meereswellen und baden. Wir bekommen eine Gänsehaut!
Nach dem
Spaziergang macht Carla ein gutes Mittagessen und um 15.15 Uhr geht es weiter
nach Hirtshals, wo wir die Fähre nach Kristiansand in Norwegen nehmen wollen. Da
wir nicht die Abfahrtzeiten der Fähren wussten, haben wir zwei, eine um 13.15,
die andere um 15.00 Uhr verpasst und die nächste geht erst in der Nacht um 00.45
Uhr, aber diese ist schon ausgebucht!!! Warteliste ist zu unsicher und für den
nächsten Tag sind auch alle Fähren ausgebucht!?! Um 22.00 Uhr gibt es eine von
Frederikshavn (150 km entfernt) nach Göteborg, aber es würde dreimal soviel
kosten. Endlich findet man uns für den nächsten Tag um 10.00 Platz auf der
Fähre nach Oslo. Wir bestellen die Plätze vor, bezahlen und machen eine kleine
Rundtour mit dem Wohnmobil bis zum Strand in
Tannisby (10 km weit weg). Am Abend
gegen 21.00 Uhr kommen wir nach Hirtshals zurück (VIDEO
7). Auf dem Kai des Fischerhafens
hat Carla uns in gutes Abendessen gemacht. Um 24.00 Uhr sind wir in den Betten,
nachdem wir einen schönen ruhigen Parkplatz, hinter einer Bank, im Zentrum von
Hirtshals gefunden haben.
9. Tag - 13.06.95 - Dienstag: Hirtshals (DK) - Oslo (N) - Vikersund (N) - 104/2628 km
Unsere Fähre, M/S „Color Festival“ (2 FOTO), ist 19815/86 in der Werft Wärtsilä in Finnland gebaut worden und 1992 erneuert im Bremerhaven (D). Heimathafen ist Oslo. Das Schiff hat 34.314 BRT, Länge 168 m, Breite 27,60 m, Tiefgang 6,50 m, Aufbau cca 30 m. Es hat 4 Motoren „Semt Pielstick“ mit 26.400 kW und erreicht eine Geschwindigkeit von 22 Knoten/Std. Fassungsvermögen: 2000 Passagiere und 400 Autos. Es gibt 9 Schiffsbrücken, 588 Kabinen und 1937 Betten.
Die Überfahrt des
Skagerrak ist sehr ruhig, trotz bewegter See merkt man auf diesem Koloss
nichts. Vielleicht sind auch die Stabilisatoren in Kraft getreten. Manchmal
guckt die Sonne durch die Wolken und es weht ein kalter Wind. Carla und ich
halten es eine halbe Stunde in der Kälte aus, auf dem Außendeck (VIDEO 9), windgeschützt
in dicken Pullover und Windjacken (im Sommer!!), aber bald flüchten wir ins
Innere des Schiffes um Kaffee und ein Bier zu trinken. Später finden wir einen
Veranda-Salon mit prima Aussicht in Fahrtrichtung und über den Bug des Schiffes.
Wunderbar! Hier sind wir die ganze Fahrt von der Einfahrt in den Fjord von Oslo
bis zum Oslo Hafen (über 2 Std.) geblieben. Es gab auch ein lustiges
Varieteprogramm zum Zeitvertrieb, sehr amüsant.
Bei
der Einfahrt in
den Hafen von
Oslo sind wir natürlich wieder draußen auf dem Außendeck. Das
Wetter war während Fahrt durch den Fjord schön und sonnig mit leichtem Wind. In
der Bucht vor Oslo ist reger Schiffsverkehr, alle Sorten von Segel- und
Motorbooten (VIDEO
10). Wir werden Zeugen von einem Unfall: eine kleine Fähre hat ein
kleines Segelboot (Klasse Snipe) mit zwei Personen regelrecht „überfahren“.
Die Fähre ist sofort umgekehrt und auch zwei kleine Motorboote eilten zur
Hilfe. Von den Seglern keine Spur. Nach 3 - 5 Minuten haben die Helfer das
Segelboot aufgerichtet und endlich sehen wir auch, dass sie die beide
Schiffsbrüchigen, die mit Schwimmwesten bekleidet waren, aus dem Wasser ziehen:
alles ist OK!
Nach 8-stündigen
Überfahrt legen wir um 18.30 an. Das Ausschiffen erfolgt ohne Pass- und
Zollkontrolle. Wir fahren aus der Innenstadtzone von Oslo heraus, um einen
Parkplatz für die Nacht zu finden. Wir kehren aber nach 300 m sofort zurück, wir
möchten Oslo noch heute anschauen, aber als wir zurückfahren, stellen wir fest,
dass man 12 NOK = 3000 Lit, für den Eintritt in die Innenstadtzone bezahlen
muss, dass hätten wir uns sparen können. So wollen sie den Eintritt in die Stadt
und den Stadtverkehr und Gedränge vermindern. In der Stadt finden wir einen
Parkplatz (3.500 Lit/Std.). In 2½ Std., was für Oslo zu wenig ist, schauen wir
schnell die Stadt an. Sie ist sehr schön mit viel jungen Leuten. Alle Cafés und
Restaurants sind voll und sehr teuer. In einer einfachen Bierstube bezahlen wir
50 NOK (13.000Lit) für 2 kleine Biere. Wir haben auch ein Plakat mit Reklame für
Hamburger gesehen, mit dem Preis: 50 NOK! Ein Hamburger!
Wir haben Glück es ist trocken und nicht so kalt. Um 21.30 setzen wir unsere Reise in östlicher Richtung fort, auf der Autobahn bis Drammen. Bei Tranby verlassen wir die Autobahn und folgen der Südküste des Sees Tyrifjorden. Um 23.15 sind wir in Vikersund und parken auf einem Parkplatz neben dem Fußballstadion, weit von der Straße und vom Lärm. Die ganze Nacht trommelt Regen auf unser Dach.
10. Tag - 14.06.95 - Mittwoch: Vikersund - Kaupanger - 342 /2970 km
Erst
um 10.38 nach dem Frühstück, geht es los nach
Hønefoss.
Das Wetter ist schlecht, wolkig und regnerisch.
In
Hønefoss angekommen, überqueren wir eine Brücke, die über einen wunderschönen
Wasserfall führt, mitten im Ort. Nach 300 m finden wir einen Parkplatz und gehen
zu Fuß
zurück um den herrlichen Wasserfall, der sich praktisch im Zentrum von Hønefoss
befindet
(FOTO), zu bewundern
(VIDEO 11). Er ist die Hauptattraktion des Tourismus in dieser
kleinen Stadt (foss = Wasserfall).
*)
Wir
filmen die Wasserfälle und danach fahren wir weiter in Richtung Sognefjorden.
Wir fahren (mit E16) durch
Granum,
Bagn,
mit Museum
(VIDEO 12)
und die Kirche aus dem
Jahr
1250
(VIDEO
13),
Aurdal,
Fagernes,
Slidre,
mit einem schönen See
(VIDEO
14),
Lomen,
Ryfoss, mit einem schönen Wasserfall (VIDEO 15),
Vang, Øyo,
mit einer Kirche welche im Jahre 1125 gebaut
war und ist eine von den ältesten Kirchen in Norwegen (VIDEO 17)
und
Borgund.
Am Ende,
immer mit der E16, erreichen wir
Revsnes.
Während der Reise ist es immer wolkig, aber angenehm zum Fahren. Die Straße
führt von einem See zum anderen, einer immer
schöner als der andere. Kaum ist
man an einem See entlang gefahren, beginnt hinter einem Hügel der nächste, oder
man findet statt eines Sees einen wunderschönen Wasserfall
(VIDEO 18)
oder einen Canyon
(VIDEO 22).
Alle Seen sind schön, ziemlich groß und von herrlichen grünen Wiesen und Wäldern
umgeben. Alles ist sauber und ordentlich. Die Holzhäuschen scheinen gerade
frisch gepinselt zu sein.
An einer Stelle der Straße finden wir ein altes "Verkehrsschild" aus dem Jahr 1687, das die fünften Meile markiert hat. Zu dieser Zeit war das Maß für die Straßendistanz die Meile, welche heutigen 11 km entspricht. Jede Meile wurde mit einem großen Meilenstein mit der Ordnungszahl von dieser Meile markiert. Unser Meilenstein trägt das Zeichen "5 EN-MIL", die fünfte Meile (VIDEO 19)!
Die Straßen sind gut. Die Höchstreisegeschwindigkeit
in Norwegen ist 80 km/St und sehr selten findet man jemand, der die
Geschwindigkeit überschreitet und niemand drängelt den anderen beim Überholen.
Alle Autos fahren mit Licht auch bei Sonnenschein. Es gibt kaum Verkehr, man
kann ideal fahren! Die Seen sind untereinander
durch wunderschöne Flüsse verbunden, mit kristallklarem
Wasser
und überall sieht man Wasserfälle!
Nahe bei Tyinkrysset, einen bekannten Skigebiet, ca. 1000 m über dem Meeresspiegel (VIDEO 20), führt die Straße neben einem großen See entlang, der noch teilweise mit Eis bedeckt ist. Bei Borgund besuchen wir eine wunderschöne Stavkirche (Holzkirche) (VIDEO 21) aus dem 12. Jahrhundert (FOTO).
Endlich gegen 22.00 Uhr erreichen wir Revsnes am Ufer des Sognefjorden und um 22.20 sind wir auf der Fähre, die uns in 20 Min nach Kaupanger (VIDEO 23) aufs andere Ufer bringt **). Wir fahren noch ca. 5 km und finden dann nahe bei einer Essotankstelle einen Parkplatz. Wir essen Abendbrot und dann geht’s gleich zu Bett! Um Mitternacht liest Carla immer noch ihr Buch, ohne jedoch die Nachtlampe anzuschalten. Mitternacht, aber es ist nicht Nacht!
_________________________________
*) Im Sommer 2010 (siehe Tagebuch Norwegen 2010 - 30. Tag) habe ich (mit Sohn Peter) diesen Wasserfall wieder besucht, aber er existierte nicht mehr. Das Flussbett war völlig trocken, obgleich wir in einem Zeitraum mit viel Regen waren??
**) Die Fähre Kaupanger - Revsnes existiert nicht mehr. Die Fähre fährt jetzt auf der Strecke Fodnes - Manheller (siehe Tagebuch Norwegen 2004 - 53. Tag).
11. Tag - 15.06.95 - Donnerstag: Kaupanver - Olden - 279/3249 km
Um
10.25 Uhr fahren wir los und die Straße
führt uns durch
Sogndal
und
Leikanger bis nach
Hella
(VIDEO 24).
Hier nehmen wir um 12.00 Uhr die
Fähre
„Aurland“, die uns in 15 Minuten nach
Dragsvik
bringt
(VIDEO 25). Von dort aus geht die Reise weiter über
Balestrand
(VIDEO 26),
entlang am wunderschönen
Sognefjorden
(FOTO). Hier in einem sehr
kleinen Hafen, dicht bei einem
Inselchen
Kvamsøy, mit einer herrlichen Panoramaaussicht auf das blaue Meer
(VIDEO 27) und die
schneebedeckten Berge, und alles in strahlender Sonne, genießen
wir unser Mittagessen. Es ist warm draußen
mit viel Sonne.
Nach
dem Mittagessen setzen wir unsere Reise fort. Es geht durch einen langen Tunnel
bis nach
Høyanger und weiter, immer
neben dem Fjord bis
Vadheim.
In einen kleinen Halteplatz, neben dem Meer möchte ich meine Angelkunst beweisen
und das mit der ersten Angelrute in meinem Leben, aber Carla ist nicht
einverstanden und nach einem kurzen Streit (!!) gebe ich auf und wir fahren
weiter Richtung Vadheim und das Innere des Landes. Entlang der Straße
finden wir einige kleine, aber schöne Häuser mit einem Grasdach (VIDEO
28). Das Dach
besteht nämlich aus einer ziemlich dicken Erdschicht, es wachsen Gras, Blumen,
manchmal auch kleine Tannenbäume darauf. Angeblich ist es eine gute
Wärmeisolation.
Wir fahren durch Sande, Forde e Moskog, später fahren wir an der Küste des wunderschönen Sees Jølstravatnet entlang. Zwischen Skei und Byrkjelo müssen wir einen Stopp auf der Straße machen und warten bis eine Herde von Ziegen die Straße ganz langsam überquert (VIDEO 29). Dann weiter nach Innvikfjorden und von hier aus fahren wir immer auf den Küstenstraße entlang nach Innvik und endlich kommen wir in Olden an. Dort parken wir dicht am Meer, hinter dem Postamt und der Bibliothek und übernachten. Auch ein Wohnmobil VW-Transporter aus Holland mit 4 erwachsenen Personen am Bord steht hier schon und erscheint uns vollgefüllt wie eine Sardinenschachtel. Und noch ein Wohnmobil aus Belgien.
Wir sind hier in einem Möwenbrutgebiet angekommen und umgeben von vielen Nestern, die im Gras verteilt sind längst des Uferwegs. In vielen sieht man die gerade ausgeschlüpften Möwenküken (VIDEO 30). Carla ist am Abend hinausgegangen um sie zu filmen, aber die Möweneltern haben sofort begonnen sie zu umfliegen und Sturzflüge auf sie zu machen, mit lautem Protestgeschrei. Von den Dorfbewohnern werden sie scheinbar nie gestört, auch wenn sie überall auf den Dächern sitzen und überall scheißen. Vor dem Abendessen gehe ich mal am Meer fischen (erstmals mit der Angelrute in meinem Leben), d.h. den Köder baden, doch die Fische haben mich scheinbar nicht verstanden. In Wirklichkeit habe ich versucht, im flachen Wasser zu angeln, am Ende des langen Fjordes, wo keine Fische sind, aber diese Lektion habe ich erst später in Norden gelernt.
Die Nacht ist ruhig, aber früh am Morgen fangen die Möwen mit Höllenlärm ihr Spektakel wieder an.
12. Tag - 16.06.95 - Freitag: Olden - Briksdal - Hellesylt (N) - 120/3369 km
Um
9.30
Uhr fahren wir Richtung
Briksdal
(12 km). Dort wälzt sich der enorme Gletscher
Briksdalbreen
von den Bergen herab. Unser Wohnmobil lassen wir neben dem wunderschönen
Gletscherbach, 50 m weit von der Straße
entfernt, an einem Platz, der von der Straße
aus nicht zu sehen ist. Wir lassen ihn ohne Sorgen oder Angst zurück (VIDEO 31), hier kann
man das machen, aber im „zivilisierten“ Europa, kann man sich das nicht
vorstellen.
Wir gehen zu Fuß in Richtung Gletscher, den wir von der Straße aus schon in etwa 10 km Entfernung sehen konnten. Von unserem Parkplatz, neben dem Bach, bis zum Gletscher ist es noch ein Fußmarsch von ca. 2,5 km. Nach 500 m finden wir rechts einen Pfad, der zum Gletscher führt, aber nach kurzer Zeit verschwindet er plötzlich. Es ist unmöglich weiter zu gehen. Wir sind wohl auf dem falschen Pfad gelandet, und plötzlich sehen wir links einen anderen, noch viel größeren Gletscher, dessen Ansicht vorher von den Bäumen verdeckt war (VIDEO 32). Wir müssen zurück kehren und auf einer anderen Straße entlang wandern, denn der erste Gletscher den wir vorher gesehen haben war nicht der „richtige“.
Wir erreichen den Parkplatz für die Autobusse, der sich ca. 2 km vom Gletscher entfernt befindet. Dort warten auch ungefähr 15 kleine Pferdekutschen jeweils für 3-4 Personen auf die Touristen, mit schon vorgespannten Pferden. Mit diesen Kutschen kann man einen Teil des Weges ohne Anstrengung für 40.000 Lit machen. Die Straße führt über viele Serpentinen, den Gletscherbach und durch den Wald bis zum einen Platz, der sich 700-800 m vor dem Gletscher befindet. Wir fanden heraus, daß diese Kutschen hauptsächlich von japanischen Touristen benutzt werden. Wir wandern natürlich, zusammen mit vielen anderen Leuten, auf dem Bergsteigerpfad (VIDEO 33), der wunderschön an sich abwechselnden Bächen und Wasserfällen durch einen üppigen Bergwald führt. Die Natur ist hier zauberhaft und beeindruckend und dazu gekrönt vom herrlichen Sonnenschein.
In der Senke in
der der Gletscher endet (oder anfängt) hat sich ein kleiner See gebildet. Auf
einem Felsen, der sich
25
cm hoch über Wasser und ca. 20 m von Ufer befindet, hat eine Möwe ihr Nest
gebaut und nun sitzt sie hier auf ihrer Wasserburg und brütet. Niemand kann sie
stören. Das Gletscher ist wunderschön, er „fließt“
lang zwischen zwei Bergen herab und dadurch wirkt er gar nicht mal so groß.
Eine Gruppe von 4 Alpinisten beginnt mit einem Bergführer und mit spezieller
Ausrüstung um das Eis zu besteigen (man kann sie dort mieten), den Gletscher zu
besteigen. Nach 10 Minuten verlieren wir sie aus den Augen. Wir machen es uns
auf einem Felsen gemütlich und mit dem herrlichen Anblick auf den Gletscher
verspeisen wir unsere mitgebrachten Sandwich. Dann beginnen wir den Rückweg und
nach ca. 300 m sehen wir wieder die Bergsteigergruppe auf dem Gletscher.
Diesmal sehen sie wie kleine schwarze Ame
isen
aus, die noch immer „ganz unten“ am Gletscher entlang kriechen. Das lässt uns
die enorme Größe
des Gletschers ermessen (FOTO)!
Um 17.00 Uhr sind wir wieder in unserem Wohnmobil (VIDEO 34). Wir finden natürlich alles gut vor und bereiten ein gutes Mittag-Abendessen, das wir fröhlich in dieser herrlicher Ruhe, die nur durch das Murmeln des Baches belebt wird, verspeisen. Es hat leicht angefangen zu regnen. Um 18.10 fahren wir los, es geht durch Olden, Stryn, Hornindal und Kjellstadli und um 20.20 erreichen wir Hellesylt. Wir finden einen leeren Platz auf dem Autobusparkplatz, 5 m vom Meer entfernt, vor einem Campingzaun. Wir genießen den schönen Abend, indem wir die viele Seevögel beobachten: Möwen, Enten (VIDEO 35), Gänse und viele andere, die uns unbekannt sind. Morgen wollen wir mit einem Schiff einen Ausflug auf dem Geirangerfjorden bis zum Ort Geiranger und zurück machen. Es ist halbbewölkt und wir meinen gute Aussichten zu haben. Es regnet nicht!
13. Tag - 17.06.95 – Samstag: Hellesylt - Molde – 347/3716 km
In der Nacht setzte der Regen ein und trommelt die ganze Nacht auf unser Dach. Jetzt am Morgen regnet es immer noch, der Himmel ist mit dicken Wolken bedeckt und über dem Fjord hängen Nebelschwaden. Im Touristenbüro hat man uns gesagt, daß man mit solchem Wetter vom Boot aus wenig sehen kann und es besser wäre, den Ausflug zu verschieben auf wann wir aus der Norden zurückkommen (VIDEO 36). Das erscheint uns auch sinnvoller und so fahren wir am 9.40 Uhr los nach Stranda, wo die Fähre anlegt, die uns ans andere Ufer nach Storfjorden bringen soll. Um 10.45 gehen wir an Bord der „Aure“. Es regnet immer noch. Nach einigen Minuten legen wir in Liabygda an. Von hier aus fahren wir in Richtung Ålesund weiter, wo wir um 12.30 Uhr ankommen. Zehn km vor Ålesund hörte der dichte Regen auf und die Sonne kam Hervor.
Wir
parken im Hafen, neben dem Busbahnhof und gehen die Stadt besichtigen.
Wir kaufen 1 l kleine, schon an
Bord halbgekochte Krabben, von einem kleinen Fischerboot (35 NOK) und Carla
beginnt sie gleich auszupulen und zu essen (wie Pommes frites) (VIDEO 37).
Wir wandern am Ufer entlang und sie verspeist eine Hälfte. Mir schmecken sie
nicht besonders.
Auf allen Fensterköpfen der Häuser am Hafen brüten die Möwen und ziehen die Kleinen auf. Bis zu 3 Nestern befinden sich auf einem Fenster!! Die Möwen machen ein unbeschreibliches Spektakel und kacken Tag und Nacht auf die Fenster und die Mauern unter den Fenstern, auf die Denkmäler, auf die Bänke, auf die Bürgensteige, überall. Aber auch hier scheint den Möwen alles erlaubt zu sein (VIDEO 38).
Wir treffen auf eine Vorführung einer Folkloregruppe in ihren bunten norwegischen Trachten. Am Ende kehren wir zu unserem Wohnmobil zurück.
Wir parken am Ufer mit einer herrlichen Aussicht auf das Meer und die Berge, Carla brät die Krabben die noch übrig geblieben sind und so zubereitet haben sie einen ausgezeichneten Geschmack. In der Mitte des Mittagessens parkt neben uns ein großer leerer Autobus am Ufer. Zu unserem Ärger hat er uns die halbe Aussicht verdeckt, aber was noch schlimmer ist, der Busfahrer ist ausgestiegen, hat die Türe geschlossen und den Motor laufen gelassen, möglicherweise um die Temperatur im Bus zu halten. So hat er uns unser schönes Mittagessen ruiniert. Als wir abfahren, brummt er immer noch und verbreitet seine Stinkwolken. Id...!
Um 15.30 fahren wir los über Skodje, Tresfjord, Andalsnes bis Åfarnes. Um 19.45 nehmen wir die Fähre „Stordal“ nach Sølnes und dann weiter in Richtung Molde. Auf dem Weg dorthin kommen wir zu einem Unterwassertunnel, der den Weg nach Molde verkürzt. Als wir den Preis für die Durchfahrt von 160 NOK sehen, geben wir die Idee hindurch zufahren auf und drehen nach rechts auf eine kleine weiße und enge Sandstraße nach Molde. Wir sind nicht sicher, ob wir mit unserem „Lastwagen“ durchkommen werden und ob die Straße eine Ausfahrt zur großen Hauptstraße haben werde. Aber nach 45 Minuten, um 21.30, erreichen wir trotz allem Molde.
Es ist ein kleiner, schöner Ort, der Hafen ist voll von Jugendlichen. Die Hauptstraße ist eine wunderschöne Allee mit rosa blühenden Bäumen. Alles ist sehr sauber und ordentlich. In allen Orten, die wir bis jetzt gesehen haben, war es so und die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Wir machen Abendessen auf einem kleinem Parkplatz, am Ufer des kleines Hafens. Mit dem Fenster von unserem „Privatrestaurant“ stehen wir fast über dem Meer. Wunderschön! Nach dem Abendessen fahren wir auf einen anderen freien Parkplatz, am Anfang von Molde, wo schon ein deutsches Wohnmobil steht. Wieder sind wir nur 20 m vom Meer entfernt. Um i.00 Uhr nachts habe ich Carla auf dem kleinen Hügel, neben unserem Parkplatz, ohne zusätzliche Beleuchtung gefilmt. Die Tage werden immer länger und die Nächte verschwinden langsam (VIDEO 39).
14. Tag - 18.06.95 – Sonntag: Molde - Levanger – 385/4101 km
Am Morgen früh (schon um 11.15 Uhr!) fahren wir gen Norden. Bevor wir losfahren, machen wir noch eine Runde durch die Stadt um sie zu filmen! Auf den Straßen ist niemand zu sehen! Mittag am Sonntag!!
Unsere
Straße
führt uns in das Innere Norwegens (VIDEO
40). Wir fahren durch
Kleive,
Eidsvåg,
Sunndalsøra
e Oppdal
und hier drehen wir wieder gegen Norden, Richtung
Trondheim.
Der Tag ist sehr schön, voll Sonne, alle kleiner Orte, die wir durchqueren sind
sauber und ordentlich, aber man sieht keine Menschenseele. Auch keinen Hund,
keine Katze. Es scheint alles ausgestorben?! Auf der Straße
nach Trondheim stoßen
wir plötzlich auf einen heftigen Verkehr in Richtung Trondheim. Mit Regen
begleitet fahren wir in die Stadt. Bis jetzt hat es noch jeden Tag geregnet. Mal
mehr, mal weniger, aber jeden Tag!
Wir parken und besuchen die Stadt. Zum Glück hört der Regen bald auf und es ist angenehm zu spazieren. Wir besichtigen die Kathedrale (VIDEO 41). Sie ist sehr groß und schön. Die Stadt ist sauber, aber auch menschenleer. Es ist 19.00 Uhr und auf den Straßen sieht man kaum jemand. Nach der Kathedrale besichtigen wir das Stadtzentrum und einen Fluß mit 2- und 3-stöckigen Häusern die auf Pfählen gebaut sind und über das Wasser ragen (VIDEO 42).
Um 20.30 fahren wir weiter auf der Küstenstraße (wir vermeiden die Autobahn) nach Stjørdalhalsen, Åsen und Levanger, wo wir um 22.00 Uhr mit Regen ankommen. Carla möchte im Ort parken, aber wir finden keinen Parkplatz und am Ende kehren wir zum Ortseingang zurück und parken auf dem Parkplatz von einem kleinen Supermarkt, in der Hoffnung, daß man uns am nächsten Morgen, wenn der Markt aufmacht, nicht wegschickt. Endlich hat es aufgehört zu regnen. Carla macht das Abendessen und wir genießen das Essen in unserem „Restaurant“ mit einer hübschen Aussicht auf das Meer mit den Möwen. Nach dem Essen gehen wir schlafen, aber der Regen beginnt wieder und hämmert die ganze Nacht auf unser Dach!
15. Tag - 19.06.95 – Montag: Levanger - Laksfossen – 441/4542 km
Der
Morgen ist traurig und naß.
Um 9.20 Uhr, als wir die Anker gelichtet haben, regnete es. Wir fahren auf die
E6 in Richtung Narvik, immer nach Norden. Die Reise geht weiter bis
Steinkjer
immer an der Küste des
Trondheimsfjorden
entlang und später entlang an
der Küste des
Snåsavatnet
Sees bis nach
Vegset.
Immer bei Regen geht es weiter bis Gartland. Diese Straße
(E6) führt ins nördliche Landesinnere Norwegens, in der Mitte zwischen dem Meer
und der schwedischen Grenze. Als wir in Gartland ankommen, ist Carla sicher, daß
das Wetter an der Ozeanküste besser sein wird. Darum drehen wir nach links auf
die 775, in Richtung
Høylandet,
dann auf die 17 über
Foldereid
bis nach
Holm an der Küste. Das
einzig „Schöne“, was wir an der Küste finden, ist ein dicker Regen, genauso wie
im Landesinneren.
Von Helm aus fahren wir mit der Fähre „Lysingen“ nach Vennesund (VIDEO 43) und dann führt die Straße über Vik nach Brønnøysund. Hier kaufen wir wunderbare frische Dorschfilets für das Abendessen. Wir beschließen wieder auf die E6 zu fahren, Richtung Norden, denn mit den Fähren von einen Insel zur anderen zu fahren, finden wir nicht gut. Die vielen Fähren sind relativ teuer, die Straßen führen auf den flachen Inseln durch das Innenland und von Meer sieht man nichts und bei Regen ist es also noch langweiliger. Leider, entlang der Küste gibt es keine Straße welche nach Norden führt, und man muß mit den Fähren von Insel zu Insel fahren, aber mit diesem Regen...? Wir fahren also in Richtung Hommelstø um auf der Hauptstraße ins Innland Norwegens zu gelangen.
Nach ein paar Kilometern, sehen wir plötzlich vor uns auf einem leichten Abhang zwei wilde, große Gänse. Wir bremsen und fahren ganz langsam, aber die beiden spazieren vor uns, eine in der Mitte der Straße und die andere etwas mehr links und denken nicht daran, auf die Seite zu gehen. Als wir ein wenig schneller fahren beginnen sie auch schneller zu gehen und breiten die Flügel aus, aber sie fliegen nicht los, sondern wackeln so schnell sie können über den Asphalt. Es ist wunderschön ihnen zuzuschauen, aber auch ein wenig rührend. Endlich gehen sie ein wenig zur Seite und wir können sehr langsam vorbeifahren. Carla filmt alles und so haben wir eine wunderschöne Erinnerung (VIDEO 44).
Unsere Reise geht am schönen Tosenfjorden entlang. Nach Tosbotn durchqueren wir ein Gebirge, das noch mit Schnee bedeckt ist und fahren an einem vereisten See entlang! Bei Brenna kommen wir endlich wieder auf die E6. Dieser Ausflug am Meer entlang, kostet uns weitere 150 km! Von Brenna geht es weiter bis Mosjøen und nach 35 km halten wir bei den wunderschönen Wasserfällen von Laksfossen bei Laksfors. Hier parken wir um dieses Naturschauspiel zu filmen (VIDEO 45). Nach einem kurzen Spaziergang bereitet Carla das Abendessen und wir beschließen, hier zu übernachten. Das Wetter wird besser!
16. Tag - 20.06.95 – Dienstag: Laksfossen - Fauske – 474/5016 km
Wir wachen mit schönem Wetter (VIDEO 46) auf und um 10.30 Uhr fahren wir los gen Norden. Es geht durch Mosjøen, Korgen und Mo i Rana (VIDEO 47). Wir essen zu Mittag am Ufer eines pittoresken Flusses. Das Wasser ist rein und durchsichtig (VIDEO 48), ringsherum alles grün. Nach dem Mittagessen erreichen wir nach 20 Minuten den Polarzirkel. Es ist interessant, daß 2-3 km vor dem Polarzirkel auch die Landschaft polarähnlich wird. Wir kommen auf eine schneebedeckte Hochebene ohne einen Baum. Und ein wenig vorher war alles üppig und grün. Unglaublich!
Auf dem Parkplatz des Polarzirkels gibt es einen großen Verkaufkiosk, wo sie sicher mit gutem Profit, Reiseandenken und Postkarten verkaufen. Der große Platz ist voll mit Autobussen, Wohnmobile, Lastautos, Anhängern, Wohnwagen und vielen anderen Fahrzeugen. Ringsherum sieht man nur Schnee und nichts anderes, aber alle halten hier an, kaufen Postkarten, um den Freunden zu Hause mitzuteilen, daß sie am Polarzirkel sind. Hier gibt es sonst nichts, nur auf der Landkarte findet man eine Linie, die man hier natürlich nicht sieht, aber die Leute werden alle verrückt!
Am Rande des Parkplatzes habe ich ein Denkmal entdeckt, mit einem großen Stern und der Aufschrift: „Zum Gedenken an die Jugoslawen, die hier im 2. Weltkrieg interniert waren“, geschrieben in kroatischer und norwegischer Sprache (VIDEO 49)!
Wir haben
keine Postkarten gekauft und fahren weiter. Neben der Straße führt die
Eisenbahnlinie über die verschneite Landschaft. Die Straße ist jedoch frei von
Schnee. Wie überholen auch einen Güterzug. Das ist die einzige Eisenbahnlinie im
nördlichen Norwegen, oberhalb von Trondheim. Die Bahnlinie führt bis
Fauske
und endet dort. Bis dahin wollen wir heute Abend kommen. Das bedeutet, daß fast
die Hälfte des nördlichen Norwegens ohne Bahnverbindung ist. Nur bei Narvik im
Norden gibt es noch eine Bahnlinie (eröffnet 1903), die Narvik mit Schweden
direkt verbindet und zu den Bergwerken von Kiruna führt, aber auf norwegischem
Gebiet ist sie nur 20 km lang. Sie dient Schweden zur Ausfuhr vom Eisenerz. Aber
dafür sind die Straßen
in Norwegen alle in erstaunlich gutem Zustand, hin und wieder ein wenig eng.
Aber obere Belag der Straße
ist gut, nicht beschädigt und ohne Löcher, trotz der harter Winter.
Nach unserem Halt am Polarzirkel, fahren wir in Richtung Norden auf die Hochebene mit seiner einsamen Winterlandschaft. Nach 5-6 km beginnt die Straße bergab zu führen und plötzlich hört der Schnee auf und alles ist wieder üppig, dick grün und voller Blumen! So als wenn jemand demonstrieren möchte: wo der Polarzirkel verläuft ist auch das Klima polar.
Wir halten am Ufer eines herrlich blauen Flusses, der mit reißenden Stromschnellen herabrauscht und schauen auf dieses wunderschöne Schauspiel der Natur. Danach geht es weiter, wir kommen nach Fauske und fahren sofort weiter nach Bodø. Diese Stadt liegt für uns ein wenig außerhalb unserer Reiseroute, aber da sie am Meer liegt, ist es für uns wie eine Einladung! Wie wollen irgendwo nahe am Meer parken, fischen und vielleicht übernachten. Aber in Bodø haben wir keinen Zugang zum Meer gefunden. Die Straße, die in und aus Bodø führt, ist an einer steilen Küste gebaut und man findet keinen Platz zum Halten. Schade, denn die Sonne scheint herrlich.
Von Bodø fährt auch die Fähre direkt auf die Lofoten. Im Hafen wartet eine schöne Reihe von Wohnmobilen die auf die Fähre warten und es wird wohl schwierig sein, einen Platz zu bekommen. Die Überfahrt scheint auch teuer zu sein, denn die Inseln sind weit entfernt. Wir hatten in unserem Programm diese Überfahrt nicht vorgesehen, denn wir wussten nicht, daß es diese Fähre gibt und wir entscheiden nach Fauske zurück zu kehren. Wieder 150 km für nichts. In Fauske halten wir auf einem wunderschönen Parkplatz, dicht am Meer und verbringen die Nacht in tiefer Ruhe.
17. Tag - 21.06.95 – Dienstag: Fauske - Stokmarknes – 265/5281 km
In der Nacht regnet es wieder. Um 8.50 Uhr fahren wir, mit Regen, gegen Norden. Nach Straumen und Strinde kommen wir ans Meer in Bognes, wo wir die Fähre nach Skergebet in Richtung Narvik hätten nehmen wollen. Von Narvik wollten wir in Richtung Süden zu den Lofoten fahren. Aber wir ändern diesen Plan und nehmen die Fähre nach Lødingen auf der Insel Hinnøya, welche zur Inselgruppe Vesterålen, auf der Nordseite der Lofoten, gehört. So haben wir die Straße ein wenig abgekürzt, aber so sehen wir leider Narvik nicht.
Wir
nehmen die schöne Fähre „Tysfjord“ und nach einer Überfahrt von einer Stunde
erreichen wir Lødingen um 13.30 Uhr (VIDEO
50). Nach dem Ausschiffen halten wir gleich am
Ufer und Carla macht uns Mittagessen. Danach geht es weiter nach
Sortland.
Wir kommen nach Sigerfjord, halten dicht am Meer und machen einen Spaziergang am
Ufer, wo ein Kai aus Holz gebaut ist. Das Meer ist durchsichtig, aber voll mit
Quallen. Sie haben eine braune Farbe und einen Durchmesser von 10-15 cm.
Plötzlich schwimmt ein schöner Schwarm von Fischen vor uns vorbei und wir eilen
zurück, um unser Angelzeug zu holen. Am Ende scheint es, daß
auch hier die Fische uns nicht verstanden haben! Wir haben lange die Köder
gebadet, aber kein Fisch wollte anbeißen.
Auch Carla hat es probiert. Zum ersten Mal im Leben wirft sie die Angel. Aber
auch sie hat kein Glück!
Wir fahren weiter und über eine wunderschöne neue Brücke kommen wir nach Stokmarknes. Während der Fahrt ist das Wetter besser geworden. Nach Lødingen hat es nicht mehr geregnet und die Sonne schaut ein bißchen hervor. Wir halten auf einem schönen Parkplatz im Stadtzentrum. Alles im Grünen, mit einer wunderbaren Aussicht auf den Fjord und die Berge. Vor dem Abendessen machen wir einen kurzen Spaziergang. Die Nacht haben wir wieder in wunderbarer Ruhe verbracht!
18. Tag - 22.06.95 – Donnerstag: Stokmarknes - Henningsvær – 88/5369 km
Am
Morgen, so gegen 8.00 Uhr, beginnt unser Parkplatz sich mit Fahrzeugen zu
füllen. Aber niemand protestiert, daß
wir dort stehen
und
um 9.15 Uhr gehen wir in den kleinen Hafen und kaufen direkt von einem
Fischerboot einen schönen Köhler (Seelachs, norwegisch Sei) von ca. 1,5 – 2,0
kg, für nur 20 NOK (6.000Lit). Das ist fast geschenkt! Ein kg Kartoffeln kostet
im Supermarkt 17 NOK! Teurer als der Fisch! Um 10.00 Uhr besuchen wir das
Tourist-Büro. Danach beschließen
wir die Insel zu umrunden. Wir fahren durch
Breivik
uns Ånstad
auf einer gut asphaltierten Nebenstraße.
Auf einen kleinen Platz neben dem Meer halten wir (VIDEO 51). Es ist schön sonnig und man sieht keine Menschenseele. Alle 10 Min. fährt mal langsam ein Auto vorbei, dann wieder absolute Ruhe. Man hört nur die Schafe blöken, die auf dem Berg weiden, richtig hört man nur ein Schaf. Es blökt die ganze Zeit, als wollte es jemand rufen. Wir gehen auf die Felsen und ich bade wieder die Köder. Es scheint, daß die Fische an diesem Ufer schrecklich unaufmerksam sind, nicht der kleinste Ruck an der Angel!
Zum Mittagessen gibt es Seelachsfilet, was ausgezeichnet ist, und dazu Löwenzahnsalat, den Carla auf der Wiese gepflückt hat, als ich „angelte“. Löwenzahn gibt es hier in Hülle und Fülle, und bei dem wenigen Verkehr ist er sicher nicht verseucht!
Um 15.00 Uhr kommen wir nach Melbu. Dort nehmen wir die Fähre „Møysanen“ und setzen nach Fiskebøl auf die Lofoten über. Vom Hafen in Melbu sind wir, nicht mit Sonne, aber mit ziemlich gutem Wetter abgefahren. Hier empfangen uns die Lofoten nicht gut. Die Berge sind mit dicken Wolken bedeckt und es weht ein sehr kalter Wind mit Regen und es scheint Spätherbst zu sein. Die Wolken hängen tief und man sieht Schnee schon 100 m über dem Meer. Und gestern hat auf dem Kalender der Sommer angefangen (VIDEO 52)! Trotz allem mindert das nicht die Schönheit der Lofoten. Sie scheinen Inseln aus einem Märchen zu sein, mit ihren steilen Bergen, die direkt aus dem Meer hochragen und sich in den Wolken verlieren.
Von Fiskebøl geht es weiter nach Svolvær und Henningsvær, wo uns wieder die Sonne erwartet (VIDEO 53). Henningsvær ist ein kleiner Ort mit einem Fischerhafen und besonders im den Wintermonaten ist es das belebte Zentrum, wo sich auf dieser Seite des Atlantiks alle Fischerboote zusammenfinden. Schon bevor man in der Ort kommt, sieht man am Meeresufer riesige Holzgerüste, auf denen Tausende von Dorschen trocknen, die Stockfische! Auch im Ort bedecken die Gerüste eine große Fläche. Hier findet man wirklich tonnenweise Stockfisch (VIDEO 54).
Gleich
am
Anfang des Ortes finden wir einen Parkplatz. Wir machen einen Spaziergang, durch
den Ort und am jedem Haus finden wir mindestens ein Dutzend Stockfische
angehängt. Die einzelnen Holzgerüste, auf denen die Stockfisch hängen und die um
das Dorf herum gebaut sind, sind groß
wie Tennisplätze. Und davon gibt es viele! Die Möwen haben scheinbar kein
Interesse für diese Stockfische, wahrscheinlich sind die Fische für die Möwen zu
hart.
Gegen 20.00 Uhr versuche ich, in einer kleinen Bucht, gleich hinter dem Parkplatz, wieder zu angeln. Und endlich fange ich meinen ersten Fisch. Ich glaube das war ein Grundel, ziemlich groß, ein bunter Fisch mit einem großen Kopf. Wir beschließen, ihn ins Meer zurück zu geben, denn der ganze Fisch scheint fast nur aus dem Kopf zu bestehen. Er tauchte gleich ins Meer hinab und danach fange ich in einer halben Stunde drei schöne Köhler (VIDEO 55), etwas größer als unsere großen Makrelen. Eigentlich habe ich 5 Fische gefangen, aber 2 konnten sich von der Angel befreien, bevor ich sie aus dem Wasser zog.
Wir essen ein gutes Abendessen mit Vodka und Wein. In der Nacht müssen wir alle Fenster verdunkeln, weil es keine Nacht mehr gibt. Die ganze Nacht ist Tag. Schönes Wortspiel, aber so ist es! Das Wetter scheint besser zu werden.
19. Tag - 23.06.95 – Freitag: Henningsvær - Å – 160/5529 km
In der Nacht (oder besser während des Tages, weil hier die Nacht nicht existiert) hat ein starker Wind von Nordost begonnen zu wehen und der Morgen ist kalt zum krepieren! Der Himmel ist wieder voll mit großen, tiefhängenden Wolken. Wir fahren um 10.00 Uhr los und bald beginnt der Regen. Es ist wie ins Spätherbst! Sehr kalt! Es geht Richtung Lyngyær und nach einer Brücke, die die Enge von Gimsøystraumen überquert, drehen wir nach rechts, um die Insel Gimsøy zu besuchen (VIDEO 56). Auf einer weißen, schmalen Straße durchqueren wir Gimsøy, Vinje und Vik. Während dieser Tour schüttelt uns ein heftiger Wind, unser Wohnmobil wackelt unter den Windstößen, das Meer schäumt und der Regen gibt keine Ruhe. Der Film, den wir gemacht haben, gibt diese Naturgewalten gut wieder.
Wir kommen
wieder auf die Hauptstraße
und drehen rechts auf die Brücke nach Smorten und müssen anhalten, denn auf der
Brücke liegen drei Holzstücke, oder drei trockene Äste. So sieht von weitern
aus, als wir ankommen und Carla steigt aus dem Wohnmobil, um sie von der Straße
zu beseitigen. Ich sehe, daß
sie sie aufnimmt, aber warum bringt sie sie ins Wohnmobil? Es sind drei schöne
große
trocke Stockfische! Wahrscheinlich sind sie von einem Lastauto gefallen. Später
bringen wir sie in unserer Kiste auf dem Wohnmobildach unter, um sie nach Hause
nach San Maurizio mitzunehmen. Prima!
Die Reise geht weiter über Stamsund und Leknes. Uns begleitet immer der dichte Regen und der starke Wind. Die dunklen, niedrigen Wolken verdecken leider die Aussicht auf die Bergspitzen und gerade diese Berge sind wohl mit das Schönste auf den Lofoten. Die Inseln bestehen aus diesen steilen Bergen, die direkt aus dem Meer aufragen! Endlich nach Leknes kriecht die Sonne hervor, dazu pustet eine starke „Bora“. Wir machen Mittagessen auf einem Parkplatz dicht bei der Straße und verspeisen den guten Fisch mit einer herrlichen Aussicht auf den Fjord und das bewegte Meer und alles ist angestrahlt von der Sonne (VIDEO 57). Draußen ist es kalt, aber in unserem Wohnmobil ist es angenehm und die Sonne wärmt auch etwas.
Dann geht die Reise weiter und wir fahren durch einen Unterwassertunnel, der die Inseln Vestvagøya und Moskenesøya verbindet. Die Mautgebühr ist ziemlich hoch. Wir fahren an einem kleinen Ort (Napp) entlang und durch Zufall entdecken wir zufällig unten am Meer einen kleinen Hafen, über dem es von Möwen wimmelt, sie kreisen herum und machen ein Mordsgeschrei. Wir halten an und sehen, daß im Hafen, unter einem Haus, das auf hohen Holzpfählen gebaut ist, zwei Fischerboote angelegt sind und genau dort die meisten Möwen herumfliegen (VIDEO 58). Daraus schließen wir, daß die Fischer angekommen sind, den Fisch bearbeiten und vielleicht können wir welchen kaufen?! Carla geht sofort los, um dies zu erkunden und ich bleibe im Wohnmobil, denn die Straße ist schmal und erlaubt es nicht das Fahrzeug allein dort stehen zu lassen. Nach kurzer Zeit kommt Carla zurück und trägt fröhlich einen schönen, großen Dorsch von mindestens 2-3 kg. Carla hat in dem Haus 2 junge Männer gefunden, die dabei waren, große Menge von frischen, riesigen Fischen zu verarbeiten. Die Fische werden von den Eingeweiden befreit und mit Eis zusammen in Kisten verstaut, bereit zum Verkauf für den Markt. Carla fragt, ob sie vielleicht einen kleineren Fisch kaufen kann. Der junge Mann zeigt ihr zwei zu große Fische und dann einen „kleineren“ Dorsch. Er misst ihn und fragt, ob er recht sei. Carla sagt ja aber er wäre immer noch zu groß. Kleinere hätten sie nicht, meint der junge Mann und diesen „kleinen“ müßte sie nicht kaufen, er schenkt ihn ihr! Carla erscheint glücklich mit dem großen Fisch und erzählt alles. Wir wollen uns mit einem Liter Wein bedanken und kehren gemeinsam zu dem Fischer zurück. Er freut sich sehr über den Wein und wir über den Fisch!
Dann setzen wir unsere Reise fort nach Süden, im Regen und mit starkem Wind (VIDEO 59). Das Wetter ist mies. Leider konnten wir von den Lofoten mit seinen weißen Stränden und dem smaragdfarbigen Meer nichts sehen, alles ist grau, feucht und kalt. Schade! Wir fahren durch Reine, einen kleinen hübschen Fischerort. Wasser des Meeres ringsherum, Wasser von oben und auch unten ist die Erde bedeckt mit großen Pfützen und mit Wasser vollgesaugt. Überall nur Wasser (VIDEO 60)!
Um 19.30 kommen wir am Ende der Straße an, sie hört ganz plötzlich auf, zum Glück geht es ein bißchen Berg auf. Dieses Straßenende ist der südlichste zu befahrende Punkt der Lofoten, wo sich der Ort befindet, dessen Name nur aus einem Buchstaben besteht. Er heißt Å. Der Name konnte nicht kürzer sein. Wir haben gedacht, daß sich in allen geografischen Atlanten dieser Name im Ortverzeichnis auf dem ersten Platz steht, aber in norwegischen Atlanten ist es nicht so. Im norwegischen Alphabet findet sich der Buchstabe Å auf dem letzten Platz.
20. Tag - 24.06.95 – Samstag: Å - Utakleiv – 102/5631 km
Wie wachen mit dem Regen auf, der auf unser Dach trommelt, und mit kaltem Wetter. Nach dem Frühstück füttern wir die Möwen mit den Resten des Abendessen von gestern und filmen den Kampf der Vögel um die besten Brocken (VIDEO 61). Wir machen einen kleinen Spaziergang, Richtung Süden und gehen ca. 100 m bis zum einem Felsen mit Blick auf das weite Meer. Wir wandern über Moos, das sich wie ein Schwamm mit Regenwasser vollgezogen hat. weiter kann man nicht gehen, weil die Insel zu Ende ist. Mit pitschnassen Füßen kehren wir zurück! Auf dem Parkplatz treffen wir ein junges Ehepaar aus Frankfurt: Martina und Martin. Sie sind in der Nacht auf dem Parkplatz angekommen. Sie sind sehr mitteilsam und sympathisch.
Gegen 10.00 Uhr beginnt unsere Rückreise Richtung Norden, die Straße wird über die ganze Länge der Lofoten führen. Nach dem Ort Moskenes, halten wir neben einem kleinen Friedhof, der gleich neben und parallel zur Straße einem kleinen Abhang liegt (67.905 13.045), ganz ohne Umzäunung. Der Friedhof ist ganz mit dichtem, gut gemähten Rasen bedeckt und auf diesem Rasen verteilt stehen die schlichten Grabsteine mit vielen Blumen davor. Eigentliche Grabenhügel sieht man nicht, alles ist gerade, nur die Steine und die Blumen auf dem herrlichen grünen Rasen. Der Anblick ist wunderschön und friedlich, ohne Zementmauern, wie bei uns. Schön, zum Filmen... und wir filmen diesen hübschen Friedhof zu Erinnerung (VIDEO 62).
Nach kurzer Zeit kommen wir in Reine an. Es ist ein sehr malerisches, hübsches Fischerdorf mit einem kleinen Hafen, der sehr gut geschützt für die Boote liegt. Endlich ist das Wetter schön geworden und die Sonne scheint.
Am Ortseingang befindet sich eine Einbuchtung mit hohen Felsen, wo die Möwen brüten. Es sind Tausende und sie machen einen Riesenkrach. Der Ort Reine macht heute bei schönem Wetter einen sympathischeren Eindruck als gestern. Wir halten am Eingang des Ortes und machen einen Spaziergang. Überall sieht man Stockfische aufgehängt. Auf einem Platz von der Größe von drei oder vier Tennisplätzen, oder mehr, hängen sie und trocknen an der Luft, ohne Salz und zum Glück auch ohne Fischgestank (VIDEO 63). Wir treffen wieder auf Martina und Martin.
Ein paar Kilometer
weiter machen wir Pause über dem Meer und essen Mittagessen. Das Wetter ist
besser, das Meer ist herrlich blau und wir beschließen
angeln zu gehen. Wir angeln so, wie jemand in San Maurizio es uns empfohlen hat:
mit einem Schwimmer und einen halben Meter darunter im Wasser der Angelhaken mit
einem Köder.
Das erste Mal in meinem Leben habe ich vor zwei Tagen mit einer Angelrute
geangelt und Carla macht das zum ersten Mal heute!!
Carla hat auf einem Felsen Napfschnecken (Muscheln) gefunden, sie zerklopft sie mit einem Stein und das Muschelnfleisch benutzen wir als Köder. Es
funktioniert! Diesmal beißen
die Fische an und nach einer Stunde haben wir 13 schöne Köhler in unserer Tüte.
Diesmal angelt auch Carla und fängt 5 oder 6 Fische
(VIDEO
64). Sie sind so groß
wie
große
Makrelen. Es waren 14, aber einen kleinen Fisch werfen wir zurück ins Meer, er
kann noch wachsen! Aber er schwimmt nicht schnell genug ins tiefe Wasser, und
eine der vielen Möwen, die überall sind, schießt
im Sturzflug herab, packt ihn und hat im schon geschluckt, als sie wieder vom
Wasser abhebt. Unsere Anglerei geht folgendermaßen:
man wirft den Angelhaken und nach ca. 5 Sekunden fühlt man ein Zucken, man gibt
ein Gegenzucken und zieht heraus. Den Fisch, der an der Angel hängt ziehen wir
aus dem Wasser und werfen ihn auf die Felsen, auf denen wir stehen. Dabei macht
sich mancher Fisch los und fällt ins Meer zurück, oder er rutscht von dem
glatten, stark abfallenden Felsen wieder herunter ins Meer. Der Fels ist steil
und rutschig und wir müssen sehr aufpassen wo wir stehen und daß
wir nicht stolpern, um auch wie die Fische im Meer zu enden. In dieser
komplizierten Position ist es auch schwierig die Fische vom Angelhaken zu
befreien. Aber es macht uns einen Riesenspaß.
Das Meer ist ruhig und herrlich blau, auch die Sonne scheint ein wenig. Nach
einiger Zeit sagt Carla: Stop!! Wir haben reichlich genug gefangen und müssen
diese Fische erst mal aufessen. Noch mehr angeln und dann vielleicht die Fische
fortwerfen, nur weil es Spaß
macht zu angeln, wollen wir nicht! Natürlich, sind wir begeistert von unserem
heutigen Erfolg.
Wir fahren weiter mit unserer reichen Beute und finden nach einigen Kilometern einen wunderschönen Strand mit weißem Sand. Alle Strände auf den Lofoten sind weiß und das Meer hat dadurch, wenn die Sonne scheint, an den flacheren Stellen eine intensive türkise oder smaragde Farbe. Wir beginnen am Strand die Fische zu putzen.... und wer hält plötzlich neben uns, Martina und Martin! Sie bewundern unseren reichen Fischfang. Martina hat noch nie in ihrem Leben einen Fisch geputzt, aber sie möchte es gerne lernen und bald putzen wir fröhlich zusammen die Fische. Wir laden sie daraufhin ein, mit uns das Abendessen zusammen zu verbringen, denn es gibt Fische genug für uns alle. Sie wollen noch einige Sehenswürdigkeiten besichtigen und wir machen aus, uns in der Bucht vor Utakleiv, ca. 25 km weiter nördlich, 2 Std. später so gegen 20.00 Uhr zu treffen. Wie wir aus der Landkarte entnehmen, scheint diese Bucht abgelegen und ruhig zu sein, also ideal fürs Abendessen und eine friedliche Nacht.
Wir fahren auch weiter und kommen zu einem kleinen Fjord, dem Nusfjord (VIDEO 65) (wo wir wieder Martina und Martin treffen). Es ist ein idyllischer kleiner Ort, mit einem kleinen Hafen. Überall brüten die Möwen und machen einen Heidenkrach. Wir fahren zurück, durch Leknes und Leitebakken und finden einen Platz, wieder dicht am Meer, 2-3 km vor dem Örtchen Utakleiv. Hier gibt eine kleine Straßenausbuchtung für 2-3 Autos, ungefähr 10 m vom Meer entfernt und hier parken wir unser Wohnmobil. Vor und hinter uns im Umkreis von mindestens 2 km sieht man keine Menschenseele. Hier werden wir eine ruhige Nacht verbringen und wir haben nicht den geringsten Zweifel, daß uns hier etwas stören könnte. Hier sind wir weit entfernt von der „Zivilisation“. Es ist nur schade, daß das Wetter sich verschlechtert hat.
Gegen 20.00 Uhr kommen Martina und Martin und parken hinter uns. Zum Abendessen haben wir herrlich frischen Fisch, Wein, Bier und auch ein Gläschen Cognac. Wir erzählen bis 01.00 Uhr nachts. Dabei ist es immer taghell. Danach geht’s in die Betten, in herrlicher Ruhe. Während der ganzen Nacht ist vielleicht ein Auto vorbeigefahren!
21. Tag - 25.06.95 – Sonntag: Utakleiv - Gratangenfjord – 326/5957 km
Am Morgen haben wir uns von Martina und Martin verabschiedet (VIDEO 66) und sie auf dem Parkplatz zurückgelassen. Wir versuchen weiter zu fahren in Richtung Utakleiv, um dann die Insel weiter zu umrunden, immer in nördlicher Richtung. Aber in Utakleiv hört die Straße auf, ganz plötzlich, wie in Å. Hier ist sie einfach zu Ende, wir müssen umkehren und zurückfahren (VIDEO 67). Noch einmal grüßen wir Martina und Martin und fahren dann weiter, auf derselben Straße auf der wir gestern gekommen sind. Das Wetter ist mittelprächtig, aber es regnet nicht. Später durchqueren wir Leitebakken, Borge, wo es zu regnen beginnt und dann Svolvær.
Um
13.30 kommen wir in
Fiskebøl
an (VIDEO
68). Wir stellen uns in die Wartereihe, um auf die Fähre um 14.40 Uhr zu warten.
Inzwischen bereitet Carla das Mittagessen. Vom Regen begleitet, der auf unser
Dach trommelt, trinken wir noch einen guten Kaffee und dann ist es schon
Zeit
zum Einschiffen auf die Fähre „Moysalen“. Um 15.10 Uhr kommen wir in
Melbu
an und fahren weiter Richtung Norden. Mit starkem Regen geht es durch
Stokmarknes, Sortland und dann nicht nur mit Regen, sondern auch mit starkem
Wind, durch
Sigerfjord,
Kanstad
und Kongsvik,
immer mit E10.
Hier regnet es weniger, aber der Wind weht stark und das Meer ist jetzt weiß
von Schaumkronen. Vor uns haben wir eine große
Brücke die „Steinslandstraumen bru“, dort müssen wir hinüber um den
Tjeldsund
zu überqueren
(VIDEO
69). Mit diesem starken Wind und der hohen Angriffsfläche unseres
Wohnmobils, die dem Wind senkrecht ausgesetzt ist, ist es nicht sehr angenehm
hinüber zu fahren. Aber eine andere Möglichkeit
gibt es nicht! Der Wind drückt uns hin und her und versucht uns aus der Bahn zu
bringen. Unten, sehr weit unten, ist die Meeresenge mit großen
weißen
Wellen, man sieht praktisch nur alles weiß.
Endlich sind wir auf der anderen Seite, wir biegen links ab und fahren Richtung Norden und nach kurzer Zeit parken wir in der Nähe von Fornesvik, wieder dicht am Meer. Es regnet nicht und wir stehen windgeschützt. Wir haben eine herrliche Aussicht auf den großen Vågsfjorden. Der Wind malt Wellenmuster auf das Wasser. Der Fjord und die Berge haben wunderschöne bunte Farben in allen Schattierungen hell und dunkel, blau, blau grün und lila, unbeschreiblich! Wir fahren Richtung Renså und Grovfjorden bis wir in die Nähe von Tjuvskjær kommen im Gratangerfjord. Dort parken wir um 18.30 Uhr.
Ich versuche wieder zu angeln, aber nach kurzer Zeit gebe ich es auf. Nur 150 m weiter von uns entfernt, steht ein Mann (scheinbar Franzose), der schon seit 2 Stunden angelt. Er kehrt endlich mit wenigstens 30 Köhlern in sein Wohnmobil zurück. Ich bin ärgerlich und traurig und überlege: welchen Typ von Köder er wohl nimmt oder hat er einfach nur mehr Geduld als wir? Heute weiß ich, daß es sich nicht darum gehandelt hat. Der Mann angelte einfach nicht mit unserer Technik (Köder und Schwimmer), aber mit einer anderen. Später, weiter im Norden haben wir auch gelernt, wie es gehen muß.
Es ist wolkig, aber es regnet nicht und der Wind hat nachgelassen. Unser Parkplatz ist sehr schön. Er befindet sich auf der Spitze eines kleinen Hügels, nebe der Straße über dem Fjord. Man steht ungeschützt im Wind, der im Moment zum Glück nicht weht. Jedoch in der Nacht beginnt er plötzlich, beängstigend und heftig. Er schaukelt unser Wohnmobil hin und her, wie ein Blatt und wir können nicht schlafen. Es wird schlimmer und wir haben Angst vom Hügel geweht zu werden. Um 3.30 Uhr in der Nacht kriecht die Sonne hinter den Wolken hervor. Ich stehe in Schlafanzug auf und setze den Motor in Gang und beschließe 2 km weiter zu fahren, wo ich in einer kleinen Fischerbucht parke. Dort, einen halben Meter vom Wasser entfernt, können wir endlich in Ruhe schlafen.
22. Tag- 26.06.95 – Montag: Gratangenfjord - Tromsø – 226/6183 km
Nach dieser stürmischen Nacht haben wir etwas länger als normal geschlafen. Um 10.30 fahren wir mit Regen los. Der Regen hört den ganzen Tag, bis Tromsø, nicht auf. Die Straße führt über Gratangen, wo wir wieder die E6 nehmen. Weiter geht es im Inneren in Richtung Setermoen und Andselv. Wir kommen an die Südküste des langen Balsfjorden. Immer am Fjord entlang geht es bis Nordkjosbotn. Hier biegen wir nach links ab in Richtung Tromsø an der Nordküste des Balsfjorden. Wieder hebt ein heftiger Wind an und dazu regnet es. So zu fahren ist nicht sehr angenehm. Zum Glück hört der Wind nach einiger Zeit auf.
Am
Eingang des
Ramfjorden, ungefähr 30 km
vor Tromsø, finden wir ein Camping. Wir halten vor dem Camping auf der Straße
und gehen zu Fuß
hinein um Duschmünzen zu kaufen (2.250 Lit = ca. 2,50 DM) und machen eine schöne
ausgiebige Dusche. In Norwegen kann man das ohne weiteres machen. Am Eingang des
Campings ist eine kleine Rezeption. Der Mann dort kaute kleine Stücke von
trockenem Stockfisch, wie Kaugummi. Neben ihm, unter einem kleinen Tisch, machte
sein wunderschöner Schäferhund dasselbe. Auch er kaute Stockfisch und
wahrscheinlich hatte er daher wohl sein herrlich glänzendes Fell.
Erfrischt und sauber, setzen wir unsere Reise fort. In Fagernes drehen wir wieder nach links. Mit leichtem Regen kommen wir gegen 15.30 in Tromsø an (VIDEO 70). Dort überqueren wir eine lange Brücke über dem Fjord. Tromsø ist eine hübsche Stadt, ordentlich und voll mit Leuten. Wir sind herumgelaufen bis 16.30, als die Läden schließen und dann plötzlich leeren sich die Straßen und man sieht fast niemand mehr unterwegs. Im allgemeinen sieht man in Norwegen, wenn man durch die Orte fährt oder auf den Straßen, immer sehr wenig Leute!
Dicht beim Hafen haben wir einen schönen Parkplatz auf einem kleinen Flecken Erde gefunden, 5 m vom Meer entfernt. Hier ist es schön, ruhig und weit ab vom Verkehr. Wir sind müde, denn die Fahrt auf der schmalen Strasse mit Regen und Wind war anstrengend. Auf dem Berg, den wir überqueren mußten, war außerdem noch Nebel. In aller Ruhe machen wir Abendessen. Danach versuche ich ein bißchen zu angeln. Aber es gibt nichts. Traurig!
Die Nacht haben wir herrlich ruhig verbracht, ohne das Schütteln des Windes und Trommeln des Regens!
23.Tag - 27.06.95 – Dienstag: Tromsø - Soleng – 194/6377 km
Heute morgen wachen wir mit viel Sonne und wenig Wolken auf, aber es ist kalt und windig. Am Vormittag gehen wir die Stadt besichtigen (VIDEO 71). Carla sucht Anhänger für unsere Kinder, Jasmine und Peter. Aber sie findet nichts Geeignetes und kauft nichts. Alles ist sehr teuer. Auf der Straße sind viele Leute, trotz des sehr kalten Windes. Es scheint, wie im Februar und nicht im Sommer zu sein, aber für die Norweger ist es Sommertemperatur und sie sind an dieses Klima gewöhnt. Wir bestaunen ein junges, schönes Mädchen, mit einem Mini-Mini-Rock und ohne Strümpfe!? Brrr!! Ich habe in der Stadt ein wenig gefilmt, wir haben Lebensmittel und auch die Zeitung „La Stampa“ aus Torino eingekauft (VIDEO 72). Von Sonntag! Als wir an den Geschäften vorbeigehen, höre ich zwei Frauen kroatisch zusammen sprechen. Ich halte an und beginne mit ihnen auch kroatisch zu sprechen. Sie sind aus Mostar, Hercegovina, wo jetzt der Krieg zwischen den Kroaten (Katholiken), den Serben (Orthodoxen) und den Bosniern (Moslems) herrscht. Die Frauen sind Moslems und vor Kroaten geflüchtet! In Mostar gibt es nur wenige Serben. Wie traurig ist der Krieg!
Es
ist
12.00 Uhr Mittags und wir kehren zurück, Richtung
Nordkjosbotn.
Am Ausgang der Stadt überqueren wir die große
Brücke und halten bei einer hübschen Kirche. Sie ist in modernem Stil über der
Stadt von Tromsø gebaut und man hat von dort eine schöne Sicht über die ganze
Stadt. Wir fahren weiter auf der E6, durchqueren Nordkjosbotn und drehen
Richtung Norden. Am
Storfjorden
halten wir, 1 m weit vom Wasser entfernt, auf einem schönen Parkplatz am Ufer.
Die Sonne scheint stark und es ist relativ warm geworden, im Gegensatz zu
Tromsø. Die Stadt Tromsø liegt am Ozean und dort weht immer ein kalter Wind.
Hier sind wir geschützt, absolute Flaute! Carla macht das Mittagessen. Danach
gehe ich mal wieder fischen. Ohne jeder Hoffnung! Wir fahren 20 km weiter und
ich versuche es noch einmal, aber die Fische scheinen mich zu ignorieren!
Wir halten wieder, bei Odden, gleich hinter einem Kap am Eingang des Kåfjorden, wir wollen wieder angeln, diesmal aber seriös. Wir lassen unser Wohnmobil auf einem kleinen und engen Parkplatz in einer Kurve auf der Straße und gehen hinunter bis zum Meer. Carla sucht Muscheln für Köder und wir beginnen. Diesmal geht es besser! Wir fangen 4 Fische, 3 kleine und einen großen Köhler, den Carla gefangen hat (VIDEO 73). Carla filmt den Fang mit einer Videokamera, aber bei filmen sie dreht die Kamera um 90 Grad?! Sie vergißt dabei, daß sie nicht mit einer Fotocamera arbeitet und jetzt ist der Film für 90 Grad gedreht! Schade!
Auf dem Parkplatz ist ein anderes Wohnmobil mit einem Paar angekommen. Er ist Schweizer und die Dame ist aus Nepal. Er ca. 65 Jahre alt, sie 30-35. Er kommt nicht aus dem Wohnmobil heraus. Er vergnügt sich mit Lesen und sie mit Angeln und das gelingt ihr sehr gut. Und hier sehen wir das erste Mal wie man hier fischen muß!! Sie fischt nur mit einem Blinker ohne Schwimmer und Köder. Der Blinker hat die Form eines Fischchens aus Blei. Es gibt verschiedene Größen, Gewichte und Farben, um die verschiedensten Fische zu fangen. Alle haben am Schwanz drei Haken im Ankerform. Man wirft sie weit (20-40 m) und zieht den Blinker zurück und indem man die Rolle dreht, macht man hin- und wieder einen Ruck. Die Fische springen auf den Blinker und es ist gemacht. Das ist also das Geheimnis, wie man viele Fische fängt. Jetzt ist klar, die norwegischen Fische springen nicht an still stehende Köder! Am Ende, als die Dame in ihr Wohnmobil zurückkehrt, schenkt sie uns ihre Beute: einen schönen Dorsch von mehr als 1 kg und zwei schöne Köhler. Sie essen nur die großen Fische und haben ihren Kühlschrank schon voll!
Jetzt haben wir wieder viel Fisch zu essen und setzen unsere Reise fort. Dicht bei der Straße finden wir den kleinen Wasserfall von einem Bächlein, der aus Bergen herabfließt. Wir füllen unsere Wassertanks mit dem schönen, sauberen, kalten Gletscherwasser (VIDEO 74). Wir halten auf dem gegenüberliegenden Ufer des Kåfjorden, dicht neben dem Dorf Soleng, etwas vor Olderdalen. Zwischen der Straße und dem Meer ist ein großer freier Platz, es scheint die Basis für eine zukünftige Tankstelle, oder so etwas Ähnliches, zu sein, und hier machen wir Stopp. Nach dem Abendessen hoffen wir, die Mitternachtssonne zu sehen. Um 23.30 steht die Sonne noch ziemlich hoch über dem Horizont zwischen Wolken. In kurzer Zeit werden diese Wolken immer dichter und unser Spektakel ist zu Ende. Kurz darauf hören wir den Regen auf unser Dach trommeln. Die Nacht vergeht ruhig, obgleich wir nicht weit von der Straße entfernt sind. Aber der Verkehr ist sehr dünn.
24. Tag - 28.06.95 – Mittwoch: Soleng - Langenes – 185/6562 km
Wir stehen spät auf, mit leichtem Regen begleitet und fahren gen Norden. Wir durchqueren Olderdalen und Langslett und halten in Nordreisa. Dort gehen im Supermarkt einkaufen. Wir finden Blinker im Angebot, ähnlich wie wir gestern gesehen haben und kaufen zwei zum Ausprobieren. Wer weiß, ob sie funktionieren werden, wir sind noch ein wenig skeptisch!
Wir fahren weiter und nach ca. 20 km halten wir auf einem kleinen Parkplatz im Straumfjordnes, wo es eine Meeresenge am Eingang des Fjordes gibt. Sie ist ungefähr 50 m breit und das Wasser ist sehr flach. Das Wasser kommt hier herein und geht heraus je nach Ebbe und Flut und daraus entstehen die Strömungen zwischen dem großen Reisafjorden und dem kleinen Straumfjorden, der ca. 8 km lang ist.
Wir
halten dicht am Meer und Carla beginnt das Mittagessen zu bereiten. Wie immer,
gehe ich gleich ans Meeresufer, um die Situation zu prüfen, weil mir dort etwas
nicht stimmt. Wir sind genau auf der Meeresenge geparkt und ich sehe, dass vom
offenen Meer das
Wasser
in den Fjord zu fließen beginnt. Die Meeresenge ist zum kleinen Fluß geworden
mit wachsender Strömung und mit der Strömung kommen auch massenhaft die Fische.
Ich sehe die Fische, meistens Köhler, die in großer Zahl in den Fjord
hereinschwimmen, auch einen halben Meter vom Ufer entfernt. Sie springen aus dem
Wasser immer mehr und das Meer scheint zu kochen. Natürlich beginnen wir gleich
beide die Angeln auszuwerfen, und versuchen auf unsere Art zu angeln. Mit viel
Glück fangen wir drei Köhler. Aber warum nicht mehr, bei so vielen Fischen?
Endlich begreifen wir, daß die Fische nicht auf Köder anbeißen und wir versuchen
es mit den Blinkern. Gleich haben wir Resultate aber nicht für lange Zeit Was
ist geschehen? Wenn man den Blinker wirft, muß man sofort beginnen, die
Angelschnur einzuholen, d.h. die Rolle drehen und nicht warten, daß der Blinker
auf den Meeresboden sinkt, denn der ist felsig und der Haken hängt leicht fest.
Wir haben noch keine Erfahrung und das Meer ist hier flach und wir haben nicht
genug aufgepasst. Leider verlieren wir nach kurzer Zeit unsere zwei Blinker!
Zweimal ist es uns noch gelungen die Blinker, die sich am Boden fest gehakt
hatten, wieder zu befreien, aber dann, als Carla mich um Hilfe rief, habe ich
meinen Blinker auf den Boden sinken lassen und so verlieren wir beide. Unser
erster toller Fischfang ist so beendet.. Schade wo es so doch viele Fische gab!
Wir beschließen nach Alta weiter zu fahren. Der nächste Flutwechsel ist erst in zwei Stunden und außerdem haben wir keine Blinker mehr. Unterwegs sehen wir zum erstenmal Rentiere, zuerst vereinzelt zwischen den Birken. Später begegnen wir ganzen Herden, die auf den Berghängen laufen. Einmal waren es 3 Herden mit je 50-60 Tieren.
Auf dem ganzen Weg fährt vor uns ein Reisebus aus Maribor, Slowenien und jedes Mal wenn es Rentiere zu sehen gibt, hält er an. Wahrscheinlich reisen sie zum Nordkap. Das Wetter wird langsam besser (VIDEO 75).
Wir halten kurz vor Langenes, 4 km hinter Toften, am Ufer des Altafjorden, auf einen kleinen Platz neben der Straße, nicht besonders schön. Es ist 21.00 Uhr und wir brauchen einen Platz für die Nacht. Wir stehen ca. 15 m über dem Meer und die Felsen unten scheinen ein guter Angelplatz zu sein. Wir versuchen es wieder mit den Ködern und fangen sogar 4-5 kleine Fische. Gegen 22.00 Uhr erscheint ein junger Norweger und beginnt neben uns zu angeln. Er sagt, daß an diesem Abend mit der steigenden Flut, die Lachse hereinkommen müssten. Er sieht unsere Angelversuche mit den Ködern, er lacht nicht, aber erklärt uns, daß wir damit nichts fangen könnten. Er schenkt mir einen schönen Blinker, so einen, wie er zum angeln benutzt und Carla schenkt ihm einen Liter von unserem Wein, der hier sehr teuer ist. In kurzer Zeit werden auch sein Vater und sein Bruder mit Freunden kommen, denn es soll eine gute Angelnacht werden. Wer weißt warum, vielleicht steht der Mond gut? Na, wir werden sehen! Ich schaue ihm ein bisschen beim Angeln zu. Er hat einen sehr langen Angelstab mit einer eigenartigen Rolle und grünem, gezwirnten Nylon. Er wirft den Blinker ca. 50 m weit ins Meer. Nach einiger Zeit, beginne ich auch, 50 m rechts von ihm entfernt, einen richtigen Blinker zu „baden“. Nach ca. 10 Würfen ohne Erfolg, fühle ich plötzlich einen starken Ruck und beginne zu ziehen. Etwas kämpft am anderen Ende und scheint ziemlich schwer zu sein. Endlich kann ich zum erstenmal einen schönen Fisch, einen Dorsch, von über 1 kg (57 cm lang) aus dem Wasser ziehen. Welche Freude!
Carla war inzwischen ins Wohnmobil gegangen, um das Abendessen zu bereiten. Es ist schon 23.00 Uhr, als sie ruft. Ich kehre stolz mit meiner Jagdtrophäe zum Wohnmobil zurück. Carla ist begeistert und will es erst nicht glauben, daß ich den Fisch gefangen habe und sagt, als sie ihn sieht: “Wie nett, den haben sie dir geschenkt?!“ Nach dem Abendessen gehen wir sofort wieder fischen. Die Norweger sind weg gegangen, sie haben nur zwei Köhler gefangen, schöne, aber kleiner als mein Dorsch! Wir haben noch bis Mitternacht geangelt und noch einen Fisch gefangen. Der Himmel hat sich bewölkt und wir konnten keine Mitternachtssonne sehen. Um 1.30 sind wir endlich schlafen gegangen.
25. Tag - 29.06.95 – Donnerstag: Langenes - Rypefjord – 203/6765 km
Heute schlafen wir etwas länger und nach einem guten Frühstück, um 11.00 Uhr fahren wir ab, in Richtung Alta. Vor Alta halten wir vor einem Freiluft-Museum, wo man 6000 Jahre (so ist geschrieben) alte Steinschriften bewundern kann. Alle Zeichnungen sind mit roter Farbe hervorgehoben, so daß man sie besser erkennen kann, besonders bei Regen. Aber ich bin nicht ganz überzeugt, ob alles stimmt, manche Zeichnung scheint später hinzugefügt zu sein!? Auf alle Fälle stimmt der Preis: 12.000 Lira pro Person (VIDEO 76).
Wir fahren nach Alta hinein um Lebensmittel, Blinker und Diesel einzukaufen, danach geht es gleich weiter nach Norden. Kurz nach Alta halten wir bei Rafsbotn, in einer kleinen Bucht, auf der Strasse nach Russeluft. Das Wasser ist nicht sehr schön, wie meistens. Das Meer scheint ein See zu sein, der mit Algen bedeckt ist und eine komischen Farbe hat. Bis Carla das Mittagessen macht, versuche ich zu angeln, aber das Wasser ist zu flach (vielleicht erscheint es deswegen nicht sauber) und von Fischen ist keine Spur. Nach dem Essen führt uns noch immer die E6 ins Landesinnere Richtung Skaidi, welches 70 km nördlich liegt. Wir verlassen die Küste und auf einmal verschwinden alle Bäume und alles Grün. Alles sieht einer Wüste ähnlich. Wir scheinen wieder in einer Landschaft, wie am Polarzirkel zu sein, nur diesmal ohne Schnee. Die Straße führt gerade, ohne eine Kurve weiter,, ein wenig leicht bergauf und ein wenig leicht bergab. So geht es 50 km lang, ohne Haus, ohne Menschenseele, um uns herum ist nichts. Endlich erreichen wir Skaidi und fahren links ab in Richtung Hammerfest. Dort hoffen wir die Mitternachtssonne zu sehen (VIDEO 77).
Dicht bei
Oldernes kommen wir endlich ans Meer
und suchen einen Fischplatz. Aber es ist schwierig einen schönen Platz zu
finden, denn die ganze Küste entlang finden wir am Ufer einen breiten (2-3 m)
Streifen von Algen, wo wir unsere Blinker verlieren würden. Außerdem weht ein
kalter Wind, zum Glück regnet es nicht. Am Ende kommen wir nach
Kvalsund. Dort überquert eine große
Brücke die Meeresenge und verbindet das Festland mit der Insel Kvaløya, wo sich
Hammerfest befindet. Diese Meeresenge ist wirklich eng und befindet sich
zwischen zwei großen Fjorden, den Sammelsundet
und Straumen. Wir hoffen, daß wir hier
während des Gezeitenwechsels, Fische
finden, die mit der großen Strömung vom Meer hereinschwimmen und....?! Wir
wollen es probieren!
Auf einer Nebenstraße fahren wir unter die Brücke und nach ungefähr 200 m halten wir am Rand der Straße über dem Meer (+). Algen und Wind gibt es nicht! Ich beginne die Angel auswerfen und gleich funktioniert es, wie verrückt! In etwa zehn Minuten habe ich 6 große Köhler (von 0,5 – 0,8 kg) gefangen und noch zwei kleine (VIDEO 78). Leider muß ich aufhören, denn Carla weiß nicht, wo sie so viel Fisch aufheben soll. Unser Kühlschrank ist ziemlich klein und ein Gefrierfach existiert kaum. Für so viel Fisch ist kein Platz. Schade, aber so geht es im Leben! Es wird auch ein wenig kalt! Es ist schon 20.30 Uhr. Heute morgen in Asta war es kalt und regnete leicht, am Nachmittag wehte ein kalter Wind, der die kalte Luft noch mehr abgekühlt hat.
Wir bringen die Angeln und die Fische ins Wohnmobil und überqueren die Brücke in Richtung Hammerfest (VIDEO 79). Gegen 21.00 Uhr kommen wir in Rypefjord an, 4 km vor Hammerfest und halten in der Nähe eines kleines Fischerhafens. Hier finden wir auf dem Parkplatz 2 Wohnmobile aus Italien, eines aus Pisa und eins aus Florenz, die zusammen reisen. Ich gehe gleich fragen, ob sie frischen Fisch möchten. Sie sind sehr überrascht und erfreut, denn sie konnten nirgendwo frischen Fisch kaufen (?), und sie angeln nicht selbst. Ich kehre zurück in unser Wohnmobil und hole 2 schöne große Köhler, die ich ihnen schenke. Sie freuen sich sehr. Ich auch, denn so kann ich morgen wieder angeln gehen! Carla protestiert stark, denn sie glaubt nicht, daß wir morgen wieder so „ein riesiges Glück, wie heute“, haben könnten! Ich dagegen glaube, daß es in der Meeresenge von Fischen wimmelt und es morgen kein Problem geben wird, den Vorrat wieder aufzufüllen.
Zum Abendessen haben wir herrlich frischen Fisch und guten Wein mit der wunderbaren Ruhe um uns herum. Nach Mitternacht beginnt es zu regnen.
26. Tag - 30.06.95 – Freitag: Rypefjord - Skavika – 153/6918 km
Als wir aufwachen, sehen wir durch unser Fenster eine Herde Rentiere über den Parkplatz laufen und am Rand beginnen sie dann das saftige Gras zu weiden. Wir frühstücken und dann geht es weiter nach Hammerfest. Hammerfest ist eine schöne, wichtige Hafenstadt, außerdem die nördlichste in Norwegen. Als wir in die Stadt hineinfahren, sehen wir viele Häuser, die nicht, wie es in Norwegen üblich ist, aus Holz gebaut sind, sondern aus Beton. Später erfahren wir, daß die Stadt während des zweiten Weltkrieges von den Deutschen zerstört wurde und was wir jetzt sehen ist eine ganz andere neue Stadt (VIDEO 80). Wir kaufen ca. 20 Postkarten, um aus diesem nördlichen Ort Europas ein wenig an alle zu schreiben.
Wir haben schon früher entschlossen, nicht zum Nordkapp zu fahren, weil wir der Meinung sind, daß die meisten aus reinem Snobismus dort hin müssen, um sagen zu können: ich war auch dort! Auf unserer Reise durch Norwegen haben wir viele Autobusse, wie Neckermann und andere gesehen, die auf der inneren Hauptverkehrstraße durch Norwegen rauschen immer gen Norden, mit großen Aufschriften: Nordkapp. Als wenn es in Norwegen nur das Nordkapp gäbe. Leider konnten alle diese Reisenden wegen der Eile und den großen Entfernungen nicht viel von Norwegen sehen. Manche fahren in 7-8 Tage hin und zurück, in dem Autobus eingepfercht, aber glücklich, weil sie am Nordkapp gewesen sind! Vielleicht eine Blödheit, aber jedem das Seine!
Außerdem müssten wir, um zum Nordkapp zu gelangen noch mal 200.- DM (hin und zurück) für die Fähre und 50.- Dm pro Tag für den asphaltierten Parkplatz am den Nordkapp ausgeben. Der Parkplatz befindet sich auf einer Ebene, 300 m über dem Meer und außer der Mitternachtssonne sieht man nichts, außer Kiosken mit Reiseandenken, viele Menschen und Fahrzeuge! So war es auch am Polarzirkel, wo Carla gleich wieder weg wollte. Außerdem ist es nicht gesagt, daß man die Sonne sehen kann, denn sehr oft ist gerade dort Nebel oder Wolken und das kann einige Tage dauern. Oft pustet sehr kalter Wind! Ein Bekannter von uns hat drei Tage auf die Mitternachtssonne gewartet, umgeben von kaltem feuchten Nebel, am Ende hat er mit seiner Filmkamera den Film von der Mitternachtssonne gefilmt, den man den Touristen dort zum Trost zeigt, wenn es keine Sonne gibt. Immerhin sind die Norweger intelligent, sie wissen wie man Geld verdienen kann!
Das Wetter ist urinierend, es fällt leichter Regen und es ist kalt. Wir wandern durch Hammerfest und ich filme die Stadt, meine Hände sind fast erfroren und es ist Ende Juni, vor 10 Tagen war Sommeranfang!?
Im Hafen, am Kai, ist eine prächtige, große Hochseesegelyacht angelegt, unter englischer Flagge. Sie ist ca. 30 m lang, oder auch mehr, mit einem sehr hohen Mast mit vier Kreuzen und mit doppelten Stahlseilen für Focksegel, die ganze Armaturen, Gestänge usw. sind sehr stark dimensioniert und aus massivem Rostfreistahl. Das riesige Segel kann man aufwickeln (in den Mast), die beiden Focksegel ebenso. Die hintere schräge Heckfläche klappt sich wie eine Türe automatisch auf und aus dem Boot schiebt sich eine kleine Plattform mit einem schönen Gummiboot heraus. Das Gummiboot liegt so bei Überfahrten und schlechtem Wetter im Bauch des Bootes geschützt. Eine sehr schöne Sache für „große Geldbeutel“! Ich leiste mir nur den Luxus das alles zu filmen (VIDEO 81)!!
Nach dem wir das ganzen Hammerfest angeschaut haben, fahren wieder auf unseren tollen Fischplatz von gestern. Das Wetter ist etwas besser geworden und hier ist nicht so kalt, wie in Hammerfest. Vielleicht, weil wir ein wenig geschützt auf der anderen Seite der Insel sind. In Hammerfest waren wir an der Atlantikküste.
Wir beginnen zu angeln und in ca. 1 Stunde fangen wir ca. 15 Köhler, dieses Mal auch große (einige mehr als 1 kg). Den größten hat Carla gefangen. Es ist schwer zu glauben, wie viele Fische es in dieser Meeresenge gibt. Es scheint, daß wir heute genau zur rechten Zeit mit der Fischerei begonnen haben. Mann kann die Meeresströmungen genau sehen, die von großen Fjord in den kleinen Fjord strömen oder umgekehrt, welche von Ebbe oder Flut verursacht sind. Das Meer wimmelt von Fischen, wie vor 2 Tagen in Straumfjordnes. Nur dort war die Meeresenge ca. 50 m breit und hier sind es ca. 200 m. Natürlich ist es hier auch tiefer und es gibt somit auch größere Fische. Scharen von Möwen attackieren in Sturzflug herab. Hier können sie ein Fest feiern, denn auch für sie gibt es im Überfluss zum fressen.
Jedes Mal
wenn wir den Blinker auswerfen, ziehen wir ihn zurück mit einem Fisch. Manchen
Fisch haben wir im flachen Küstenufer verloren, weil wir keinen Kescher haben.
Fünf Fische haben wir nicht am Maul, sondern am Bauch, am Auge, einem am Schwanz
angehakt, heraus gezogen, das bedeutet, daß das Meer bis oben hin voll von
Fischen ist. Wenn der Blinker ins Meer fällt, macht man mit der Angel einen
starken Ruck und sofort hakt sich ein Fisch fest. Bei so vielen Fischen, wenn
der Blinker auf einmal mit diesem
Ruck auf seinem Weg beschleunigt, hakt er alles an was vor im schwimmt. Die
Fische können nicht flüchten, sie sehen die Angel nicht, weil der Fischschwarm
ist zu dicht!! Am Anfang schaut Carla zu und protestiert: „Es ist ungerecht die
armen Fische auf solchen Art zu nehmen“. Aber als sie selbst beginnt zu angeln,
hat sie den ersten Fisch auf diese ungerechte Art gefangen. Ich habe wieder mal
einen schönen Blinker verloren, denn Carla hat begonnen zu schreien, daß sie
etwas Riesiges an der Angel hat und ich wollte Kavalier sein, eile sofort zur
Hilfe und lasse meine Angel los. Sie hat den bisher größten Köhler herausgezogen
und ich meinen schönen Blinker verloren. Aber das macht nichts! Es war ein
unvergessliches Erlebnis. Carla hat alles gefilmt, aber vor lauter Aufregung hat
sie die Kamera um 90° gedreht, wie einen Fotoapparat, und wer jetzt diesen Film
anschauen will, muß den Kopf um 90° neigen!
Das Angelfest ist zu Ende. Alles zusammen haben wir ca. 10 kg Fisch gefangen und müssen aufhören, als es am schönsten ist, denn wir wissen nicht wie wir so viele Fische aufheben, oder in Kürze essen können (VIDEO 82). Die Leute, die hier wohnen, können in zwei, drei Tagen wie dieser, wenn so große Schwärme hereinkommen, ihre große Tiefkühltruhe für den Winter füllen. Mit viel Spaß, Gratis und ohne Probleme! Wir haben leider nur ein sehr kleines Eisfach im Kühlschrank, welcher hier, in diesem kühlen Klima ausgezeichnet funktioniert. Ins Tiefkühlfach können wir ca. 2 kg Fisch stecken und den anderen müssen wir in 2-4 Tagen essen. Das schaffen wir wohl nicht, also müssen wir jemand finden, der gerne einen frischen, geputzten Fisch geschenkt haben möchte.
Nach dieser herrlichen Anglerei fahren wir weiter in Richtung Osten nach Skaidi und Olderfjord. Hier nehmen wir nicht die E69 , die zum Nordkapp führt, sondern die 889 in Richtung Havøysund. Am Anfang regnet es etwas, aber bald wird das Wetter besser. Gegen 19.00 Uhr, halten wir auf einem kleinen Parkplatz über dem Meer, gleich hinter dem Örtchen Seikopp. Dort beginnen wir Postkarten zu schreiben, die wir heute morgen in Hammerfest gekauft haben. Um uns herum ist absolute Ruhe und man sieht keine Menschenseele. Alle 20 Minuten fährt vielleicht ein Auto vorbei. Draußen weht ein kalter Wind und wir machen uns einen schönen heißen Tee. Wir warten, daß die Zeit vergeht, denn heute wollen wir die Mitternachtssonne sehen. Der Himmel ist halb mit Wolken bedeckt aber es scheint sich aufzuklären. Es wird besser, und unsere Aussichten sind gut. Vor uns haben wir den Fjord Revsbotn. Die Sonne müßte ihn auf ihrer Bahn von Westen Richtung Norden (!) überqueren und dann nach Osten (!). Uns wird klar, daß die Sonne auf der rechten Seite des Golfes erscheinen muß und dort würde sie hinter einem Berg verschwinden. Das bedeutet, wenn der Himmel auch wolkenfrei sein würde, könnten wir sie von unserer Position aus nicht sehen. Wir müssen einen anderen Standort finden, mit einer schönen und breiteren Aussicht (VIDEO 83).
Wir fahren also weiter, gen Norden. Unterwegs nehmen wir frisches Wasser mit aus einem kristallklaren Bach und gegen 22.00 Uhr erreichen wir Skavika. Es ist ein kleines malerisches Dorf, das aus 3-4 Häusern und einem kleinen Golf besteht. Die Fischerboote und das Meer sind noch von der Sonne beschienen, alles sieht wunderhübsch aus. Wir halten neben der Straße in einer Kurve und haben eine herrliche Aussicht aus unserem „Restaurantfenster“. Hier ist die Sicht aufs Meer viel breiter, als vorher und man müßte hier die Mitternachtssonne sehen können (VIDEO 84). Carla macht uns ein köstliches Abendessen, mit viel frischem Fisch und Wein dazu. Die Landschaft sieht in jedem Moment anders aus, denn die Beleuchtung durch die niedrig stehende Sonne und die tief reichenden Wolken verändert jeweils die Farben. Auf der anderen Seite der Bucht fällt Regen und wird von der Sonne beleuchtet, die Umrisse der Inseln und Berge ändern kontinuierlich die Farben und Schärfe. Hier und da sieht man Regenbogen, viele Wolken, verschiedene Blautöne des Himmels dazwischen, die Sonne. Es ist ein wunderschönes, fantastisches Schauspiel!
Um 23.30 Uhr ist es immer noch so hell wie bei uns im Sommer um 19.00 Uhr, aber dann verkriecht sich die Sonne hinten den Wolken. Um 23.50 Uhr schaut sie noch einmal kurz durch ein Wolkenloch hervor und dann sehen wir sie nicht mehr (VIDEO 85). Um 24.00 Uhr haben wir unsere Gläser bereit und stoßen mit Sekt an auf unsere Mitternachtssonne, die sich in diesem Moment hinter den Wolken versteckt. Dann verlassen wir unseren herrlichen Standort und fahren in den kleinen Hafen, um dort zu übernachten (VIDEO 86). Nach einem kurzen Regenschauer kommt die Sonne wieder hervor. Von unsrem Fenster aus beobachten wir die Entchen, die auf dem Wasser ihre Kleinen spazieren führen und das herrliche Farbschauspiel, das die Sonne am Horizont aufführt. Die Möwen schlafen alle auf einem kleinen Strand, aber sie bewegen sich die ganze Zeit, und schlafen nicht tief, denn es ist noch immer Tag. Es beginnt kalt zu werden. Bis heute haben wir noch nicht unseren Gasofen angemacht. Um 1.00 Uhr kriechen wir in die Betten und gleich beginnt der Regen auf unser Dach zu trommeln!
27. Tag - 01.07.95 - Samstag: Skavika - Havøysund - Ifjord – 339/7257
Wieder stehen wir spät auf, aber das stört uns nicht. Inzwischen ist es uns ganz egal, wie spät es ist und wann wir aufstehen. Oft haben wir während der Reise das Abendessen ganz vergessen und wenn wir Hunger bekamen war es oft schon 23.00 Uhr. Dadurch, daß es hier immer hell ist, gibt es fast keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht, also machen wir immer das, was uns im Moment gerade gefällt, ohne noch auf die Uhr zu schauen.
Als
wir
aufstehen fällt draußen
ein feiner Regen und es ist kalt. Um 11.15 fahren wir weiter gen Norden nach
Havøysund,
wo wir in 1 Stunde ankommen. Die Straße
dorthin ist eng, aber die Landschaft ist abwechslungsreich
(VIDEO
87). Vor Havøysund sehen
wir auf der Strasse, di sich ca. 10 m über dem Meer befindet, viel Seeigel, alle
kaputt, von den Autos überfahren. Später entdecken wir, daß
die Möwen sie auf die Straße
bringen, wenn Ebbe ist, nur haben wir nicht heraus gefunden, ob sie die Seeigel
aus großer
Höhe fallen lassen, so daß
sie kaputt gehen oder ob sie warten, bis ein Auto darüber fährt, damit sie den
Inhalt fressen können. Sie sind auf alle Fälle intelligent und haben das Problem
gelöst, um ans Futter zu kommen. Die Technologie funktioniert, denn die Straße
ist voll von leeren Schalen.
Havøysund ist ein sympathisches, kleines Fischerdorf. Es ist der nördlichste Ort, denn wir auf unserer Reise besuchen. Es liegt ein wenig südlicher vom Nordkapp. Es regnet nicht, aber es ist kalt. Wir haben im einzigsten Hotel im Ort Postkarten gekauft und bringen sie zur Post.
Gegen 16.00 Uhr fahren wir nach Süden, definitiv (VIDEO 88). Wieder durch Skavika und Olderfjord. Zwischen Havøysund und Olderfjord sind es ca. 70 km und der Verkehr auf dieser Straße ist folgender: auf der Hinfahrt sind wir 5 oder 6 Autos und einem Autobus begegnet, jetzt auf dem Rückzug einem Autobus mehr! In Durchschnitt 1 Fahrzeug jede 10 km! Im Winter (Oktober bis März, 1993 bis Ende Juni) ist Havøysund mit dem Auto nur hinter einem Schneepflug im Konvoi zu erreichen bzw. zu verlassen. Jedenfalls nicht bei Schneefall (VIDEO 89).
Nach
Olderfjord geht die Straße
zum Nordkap ab, welches von hier 100 km entfernt ist, doch wir sind daran nicht
interessiert und kommen nach
Lakselv dem südlichsten Ort des
langen Porsangerfjorden.
Auf dem Parkplatz finden wir 3 Wohnmobile aus Italien. Drei Ehepaare die gerade
aus Finnland gekommen sind und zum Nordkapp wollen. Zu ihrer großen
Freude schenken wir ihnen5 große
Köhler. Als Gegengeschenk bekommen wir von ihnen 3 große
Pilze, die sie in Finnland gefunden haben. Sie sagen, dort unter den Birken ist
es voll davon (Carla meint es sind Birkenpilze). Sie erzählen auch, daß
Finnland so voller Mücken wäre, daß
man es nicht aushält.
Von Lakselv nehmen wir die Straße nach Norden, dann weiter nach Osten. Es geht auch eine Straße nach Süden, die nach Finnland führt, aber wir wollen zuerst nach Osten bis zur russischen Grenze nach Kirkenes. Nach Osten führt die Straße über eine 60 km lange Hochebene, die wir zwischen Borselv und Kunes durchqueren. Sie befindet sich 150 m über dem Meeresspiegel. Es gibt keinen Baum. Wüste! Als man auf eine gewisse Höhe kommt, ein bißchen über dem Meer, hört die Vegetation auf! Auf der Straße in Richtung Ifjord halten wir auf einem Platz mit einer Panorama-Aussicht über die Küste, dicht vor dem Ort Landersfjord ( im Golf von Laksenfjorden) an, und Carla macht zum Abendessen Risotto mit den Pilzen und dazu zwei große gebratene Köhler. Das ist zum Fingerlecken! Vor dem Abendessen gehe ich zum Meer hinunter und werfe einige Male den Blinker aus, aber man spürt keinen Ruck. Seltsam! Gegen 23.00 Uhr kommen wir in Ifjord an und in der Bucht neben der Straße finden wir einen guten Schlafplatz. Heute, von Olderfjord an hatten wir immer schönes Wetter und so soll es morgen werden.
Die Nacht ist ruhig und wir schlafen prima.
28. Tag - 02.07.95 - Sonntag: Ifjord - Tana bru – 221/7478 km
Wir wachen gegen 7.00 Uhr auf, der Himmel ist blau und herrlicher Sonnenschein, aber wir schlafen wieder ein und als wir endlich um 9.30 aufwachen, ist der Himmel voll von Wolken und es beginnt auch zu regnen. Um 11.15 Uhr fahren wir ab mit Sonne und ein paar Wolken! Während der Reise halten wir an einem Bach an. Er Kommt aus den Bergen und wir füllen alle Wassertanks auf. Das Wasser ist sauber und kühl. Gegen 12.50 kommen wir an den Fluß Tana in den Ort Rustefjelbma. Wir telefonieren nach Hause (von einem öffentlichen Telefon) und sprechen mit unserem Sohn Peter.
Nach dem Telefongespräch fahren wir mit einer schmalen Straße, die nicht asphaltiert ist und nach Norden führt, in Richtung der Mündung des Tana, wo wir versuchen wollen zu angeln. Aber nach kurzer Zeit wird aus der schmalen Straße ein steiniger Ziegenpfad. Erst nach 1 km von unwegsamem Gelände finden wir endlich eine Stelle, an der wir wenden können und fahren zurück in den Ort Tana bru. Die Gegend ist berühmt für die Herstellung von Silber- und Bronzeschmuck, genau das, was Carla gesucht hat. Sie möchte Anhänger für unsere Kinder Jasmin und Peter kaufen, aber heute ist Sonntag und alle Geschäfte sind geschlossen. Also morgen um 8.30 Uhr!
Nach
dem Mittagessen wollen wir angeln gehen und nehmen die Straße
die zum Varangerfjord
führt (in Richtung Kirkenes). Die Küste, die für
die
Fischerei gut zu sein scheint, finden wir erst nach 50 km (!), nach dem Ort
Nyelva,
auf der Südküste des Fjords. Als wir ankommen, ist Ebbe und vom Meer trennt uns
ein 3 m breiter Streifen von Algen und das Angeln kann man vergessen. Carla
findet 4 schöne Steine für ihre Sammlung und es bleibt uns nichts anderes übrig,
als zur Straße
zurück zu kehren, wo unser Wohnmobil steht. Neben der Straße
befinden sich 2 Häuser. Ein älteres Ehepaar muß
uns beobachtet haben, denn als wir ankommen, kommt die Frau heraus, deutet auf
die Steine und sagt: Stoner, schön! Wir laden sie und ihren Mann zu uns ein und
trinken zusammen ein Gläschen Wein und essen Parmesankäse, was ihnen sehr
gefällt und alles ist: „schön“! Eins der wenigen Worte, welche die Frau auf
Deutsch weiß. Sie sind beide sehr sympathisch, auch wenn wir gegenseitig nicht
viel verstehen. Carla zeigt ihnen Fotos von unseren Kindern und unserem Haus in
Torino. Sie lachen viel und laden uns zu sich in ihr Häuschen ein. Wir nehmen
gerne ihre Einladung an und Carla ist sehr interessiert, wie sie leben und
eingerichtet sind.
Im Haus ist es sehr warm, denn sie haben einen schönen Kachelofen beheizt, darum sind sie auch sehr leicht angezogen und wir dagegen ziemlich warm. Auf dem Fußboden liegen viele bunte, gewebte Teppiche, alles ist sehr farbenfroh und die Wände sind voll mit gerahmten Fotos von ihrer Familie. Es ist gemütlich. Wir bekommen Kaffee und den selbstgebackenen Kuchen angeboten. Der Herr, ein Lappe, ist wohl früher zur See gefahren (vermutlich als Kapitän von einem kleinen Fischerboot). Er und sein Bruder leben hier neben dem Meer, in zwei kleinen Häusern und ziemlich isoliert von Welt. Im Abstand von 300 m gibt es noch 3 Häuser und die nächsten sind erst in 5 km Entfernung. Der erste Laden, wo sie Lebensmittel kaufen können, findet man erst nach ca. 25 km. Wir fragen, was sie im Winter machen, wenn der Schnee kommt und die Nacht drei Monate dauert? Aber es scheint, daß sie gut organisiert sind. Ein kleiner Autobus sammelt in bekannten Zeitabständen die Bewohner von allen diesen Häusern ein und fährt sie zum Supermarkt (40 km), wo sie die große Reserve von Nahrung und anderes kaufen können. Zum Glück haben sie für Notfälle ein Telefon und auch einen Fernseher um die Langeweile im Winter zu vertreiben. Der Mann zeigt uns 2 riesige Tiefkühltruhen, die er in einem kleinen Holzschuppen im Hof hat. Dort halten sie Fleisch und Fisch tiefgekühlt. Es ist sehr einfach, die Truhen voll mit Fischen füllen. Wie macht man das, haben wir bei Hammerfest gesehen. Und wenn sie im Winter wegen eines Schneesturms ohne Strom bleiben, ist es auch kein Problem für die gefrorenen Sachen, denn draußen ist die Temperatur um –30°C.
Sie sagen uns, daß die Flut heute um 20.30 kommt. Diese Informationen erfahren sie jeden Tag aus der Zeitungen (für alle verschiedenen Regionen von Norwegen). Die Uhrzeit der Gezeiten ändert sich Tag für Tag und wenn man fischen möchte, ist es wichtig zu wissen, wann das Meer hereinströmt und die Fische mitbringt. Als wir von unserem Besuch in unser Wohnmobil zurückkehren, schenkt uns Ragnualdo 2 Geweihe von Rentieren. Jedes Jahr wechseln die Böcke, wie Hirsche, ihr Geweih und man kann sie irgendwo in der Landschaft finden. Ragnualdo sammelt sie auf seinen Streifzügen und schenkt sie uns gerne.
Um 20.30 Uhr versuchen wir zu fischen. Ich werfe einige Dutzend Mal den Blinker aus, aber es kommt kein Signal. Außerdem plagen uns die Mücken in großen Mengen, der Aufenthalt draußen wird unmöglich! Ich muß nonstop fuchteln mit den Armen wie ein „Scheibenwischer“, aber sie lassen sich nicht vertreiben und wir geben es auf und flüchten schnell zum Wohnmobil zurück. Dort, als wir beide bereit sind, müssen wir eine spezielle Taktik anwenden: schnell die Tür auf, hinein, und sofort wieder zu. Trotzdem sind einige Viecher mit uns hineingekommen und werden sofort mit Spray vernichtet. Nicht zu glauben wie viele Mücken es waren! Was wird uns in Finnland passieren?! Zum Glück hatten wir uns, bevor wir losgingen, mit Autan eingerieben, so sind sie uns vie Jagdflugzeuge um Nase und Ohren geflogen, aber haben uns nicht gepiekt.
Wir verabschieden uns von Ragnualdo und Anna-Lisa und kehren nach Tana zurück, wo wir gegen 23.00 Uhr ankommen. Die Sonne scheint. Wir halten in der Nähe des Touristenbüros und um Mitternacht filmen wir die famose „Mitternachtssonne“, die sich hinter den Wolken zeigt. Zum Abendessen (nach Mitternacht!) brät Carla uns die letzten zwei Köhler. Sie sind sehr köstlich. Carla ist wirklich eine Meisterin geworden, was das Fischzubereiten antrifft. In der „Tiefkühltruhe“ haben wir noch Fisch für 2 – 3 Mahlzeiten. Im Hammerfest dachten wir, hier wäre es kein Problem zu fischen, aber hier ist es anders, als an der Atlantikküste und bald sind wir ohne Fisch! Morgen versuchen wir wieder unser Glück, denn wir brauchen Vorräte für Finnland!!
29. Tag - 03.07.95 - Montag: Tana bru - Kirkenes – 193/7671 km
Wir wachen wieder mit Sonne auf und frühstücken. Um 11.15 Uhr, nachdem wir die Anhänger gekauft haben, geht es in Richtung Kirkenes weiter. Wir fahren durch Gandvik nach Bugøyfjord, wo wir von der Hauptstraße abbiegen und fahren bis zum Ort Vaage. Hier finden wir eine Gruppe (6-8 Personen) von Finnländern, die aus Finnland gekommen sind, um hier zu angeln. Sie kennen den Platz und sagen, daß es viele Fische gibt. Also versuche ich es auch. Eine halbe Stunde lang werfe ich den Blinker aus, aber kein Signal aus Wasser von einem Fisch! Den Finnländern gelingt es auch nicht, etwas zu fangen. Mir scheint, daß sich das Barentsmeer und der Atlantik nicht vergleichen lassen. Hier sind wir jetzt am Ende des Varangerfjorden, aber vor zwei Tagen, weiter zur Mündung hin, war es auch nicht besser.
Wir
fahren
in Richtung
Neiden
weiter. Auf unserem Weg kommen wir durch ein Naturschutzgebiet mit einer
Permafrost Landschaft. Auf einem Parkplatz halten
wir mit herrlichen Sonnenschein und Carla macht gute Spaghetti mit
Tomaten-Oliven-Soße!
Ich versuche auf das Land, welches sich 6-7 m unten, neben der Straße
befindet, herabzusteigen. Aber dieses Land ist ein riesiger Sumpf und gleich
überfallen mich die Mücken. Ich flüchte so schnell ich kann zum Parkplatz und in
unser Wohnmobil. Von der Straße
aus sieht man nicht, daß
es sich um ein Sumpfland handelt, nur hin und wieder sieht man kleine Teiche. Am
nächsten Tag erfahren wir in Neiden, daß
das Permafrost Gebiet ein riesiger Eisblock ist, der im Sommer an der Oberfläche
ein bißchen
auftaut, d.h. 2-3 m tief, aber wenn der Sommer vorbei ist, friert wieder alles
fest. Dieses Gebiet ist ziemlich groß,
es erstreckt sich über eine Fläche von 10x12 km, d.h. 120 km²!!
Nach dem norwegischen Programm, sollen im Permafrost von Spitzbergen rund drei Millionen Samenkörner von sämtlichen Getreidesorten gelagert werden. Die Getreidekörner sollen Wissenschaftlern zufolge bei Temperaturen aufbewahrt werden, die sie für hunderte, wenn nicht tausende Jahre anbaufähig erhalten. Dazu wird in der Nähe der Stadt Longyearbyen ein spezielles Gewölbe in einer Eiswand angelegt. Wissenschaftler erklärten, es gehe darum, für den Fall einer globalen Katastrophe eine Art Arche Noah für Getreidesamen zur Verfügung zu haben.
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter und halten dicht bei den wunderschönen Wasserfällen Skoltefossen. Wir filmen sie und weiter geht’s nach Kirkenes. Unterwegs halten wir wieder im Munknes, in Neidenfjord, wo wir wieder zu angeln versuchen, jedoch ohne Erfolg. Wir klettern über die Felsen, um vielleicht einen besseren Fischplatz zu finden, aber es nützt alles nichts. Wir fahren weiter, dicht an Kirkenes vorbei und fahren mit der 888 Richtung Murmansk. Wir kommen an die russische Grenze, ein paar Kilometern nach Elevenes. Wir filmen die Grenze, die russische Flaggen und gegen 19.30 Uhr kehren wir an die Straumen bei Langfjorden zurück, um nochmals unser Angelglück zu versuchen. Nach kurzer Zeit kommt die Flut herein und in der Meeresenge entsteht eine sehr starke Strömung (Straume). Das Ufer ist voll mit Anglern, denn diese Meeresenge ist bekannt. Alle erwarten das Ankommen der Flut und beginnen ihre Angel auszuwerfen, aber niemand fängt einen Fisch. Ich versuche es auch eine Stunde lang und werfe meinen Blinker aus, ich werde fast zum Eiskloß, aber Fische gibt es nicht! Neben mir waren drei andere Angler mit viel Erfahrung, einer toller Ausrüstung, mehreren Systemen von Angeln und Sorten von Blinkern, aber trotzdem allem ..... auch sie fangen nichts!
Um 22.00 Uhr kehren wir nach Kirkenes zurück und parken auf den Parkplatz am Hafen. Das Wetter wird schlechter, schwarze Wolken ziehen heran. Ich gehe fischen auf dem Kai und endlich fange ich zwei kleine Köhler. Einer ist wirklich klein und ich werfe ihn sofort zurück ins Meer. Als ich den anderen Carla bringe sagt sie: „Ah, was soll ich mit diesen kleinen Fisch machen?“ So schnell ist man nach dem großen Fischfang in Hammerfest verwöhnt, unglaublich! Zum Abendessen haben wir die Reste von den Spaghetti, Würstchen und Eier. Das Fischchen haben wir den Möwen geschenkt.
In der Nacht trommelt wieder ein starker Regen auf unser Dach. In Norwegen haben wir keinen Tag ohne Regen gehabt. In den 19 Tagen bis jetzt, haben wir an 4 oder 5 Tage auch mehr oder weniger Sonne gehabt, aber Regen jeden Tag. Und trotzdem ist Norwegen herrlich und unvergesslich.
30. Tag - 04.07.95 - Dienstag: Kirkenes (N) - Inari (SF) – 217/7888 km
Der Morgen ist wolkig, es fällt ein feiner Regen und es ist kalt. Wir sind sehr nördlich, nur 150 km von Murmansk in Russland entfernt. Nach dem Frühstück mit viel heißem Tee gehen wir in die Stadt und kaufen Postkarten, um allen Freunden zu schreiben. Im Supermarkt kaufen wir für 8o NOK (24.000 Lit) einen Lachs, frisch und schön, von 1,5 kg. Er ist schon ausgenommen, aber hat noch seinen Kopf.
Um
12.00 Uhr fahren wir mit der E6 endlich wieder nach Süden. In der Nähe von
Neiden drehen wir nach links auf
die 893 und nach ca. 10 km überqueren wir die Grenze und kommen nach Finnland.
Die 883 wird zur 971. An der Grenze sieht man keine Menschenseele. Wenn es keine
Schilder und Flaggen gäbe, wüsste man nichts von Grenzübergang. Neben der Straße
sehen wir ein kleines
Zollhäuschen,
aber auch hier ist niemand. Nach 2 km erreichen wir die Passkontrollstation. Das
liest man zumindest. In der Ferne sehen
wir ein Haus, 20 m weit von der Straße
entfernt, aber niemand erscheint auf der Straße.
Eine Ampel zeigt grün und so fahren wir weiter. So ging es
uns auch vor einem Jahr an der deutsch-französische Grenze, aber Norwegen ist
nicht in der Eu, Finnland jedoch ja.
Sofort nach der Grenze findet man einen Supermarkt mit einer Benzinstation. Der kleine „Ort“ heißt Näätäma. Ein Supermarkt und zwei Wohnhäuser, das ist alles! Aber das Business floriert. Alles ist ca. 20% billiger als in Norwegen. Die Kunden hier sind die Norweger und zahlen in NOK. Ich habe noch in Norwegen vollgetankt, denn ein dummer Finnländer sagte mir, daß ich in Finnland erst in Inari die erste Tankstelle finden würde, d.h. nach „nur“ 200 km!
Die Landschaft in Finnland ändert sich schlagartig: die Berge verschwinden, am Anfang fährt man durch einen niedrigen Tannenwald, dann sieht man viele Birken, gemischt mit etwas höheren Tannen. Dann plötzlich Steinwiesen. Große graue Steine von 60-80 cm im Durchmesser scheinen von Riesenhand nebeneinander getürmt worden zu sein. Ohne die geringste Vegetation dazwischen füllen sie die Flächen zwischen der Straße und den Seen aus, mit Dimensionen von 50x100 m!! Wir begegnen vielen von diesen Steinwiesen, erst nach 30-40 km ändert sich die Landschaft und das Gelände wird sandig und man sieht Dünen. Und überall gibt es Seen, einer neben dem anderen und dann wieder viele, viele Wälder, ungepflegt mit zerbrochenen und halbtrockenen Bäumen dazwischen, überall wilde unberührte Natur. Nur unsere Straße zeugt von Menschenhand zwischen dieser außerordentlichen, schönen Wildheit!
Hin und wieder sieht man ein oder höchstens ein paar Häuser, die an kleinen Nebensträßchen, oder Wegen, die von unserer Hauptstraße abzweigen, liegen. Manchmal sind diese Häuser auch weiter im Inneren, aber alle Briefkästen stehen an der Hauptstraße. Sie haben alle ein Dach, sind nach vorne offen und haben unten ein Netz, wo der Postbote die Post lässt. Auf dem Häuschen befindet sich eine kleine Kelle, welche nach oben oder unten geklappt ist. Scheinbar bringt der Postbote nicht nur die ankommende Post, sondern sammelt auch gleich die abzuschickende ein, je nachdem, wie die Palette steht, weiß er, ob er Post mitnehmen muß. Auf der Straße haben wir viele Renntiere gefilmt, die frei auf der Straße oder in den Wäldern herumlaufen, ohne wegzulaufen und ohne vor Autos Angst zu haben.
Nach ca. 40 km hinter der Grenze halten wir am Ufer eines Sees und Carla bereitet die Hälfte des Lachses, den wir in Kirkenes gekauft haben, zum Mittagessen. Er ist sehr gut, aber mir schmecken trotzdem unsere selbst gefangenen Köhler besser. Versteckt (ohne Angelerlaubnis) versuche ich in See mit dem Blinker zu angeln, aber kein Ruck! Sicher, wie ich schon dachte, geht es hier mit dem Blinker nicht. Vielleicht brauchte man auch mehr Geduld und die Mücken müssten einen auch in Ruhe lassen!
Nach
dem Mittagessen fahren wir weiter nach Süden und bald wird es sonniger. Nach 20
km haben wir blauen Himmel und strahlende Sonne. Als wir anhalten, erscheint es
uns wie ein Wunder: die Mücken attackieren nicht, nur einige sind neben der
Ohren nur geflogen! Dann fahren wir weiter am enormen
Inarijärvi See entlang, der
zweitgrößte
See Finnlands, um endlich südlich des Ortes Kaamanen auf die Hauptstraße
E75(4) zu kommen, die in Laksev
(N) beginnt und durch
Rovaniemi
zum Golf von Botnia führt.
Gegen 18.30 beim Ortsanfang von Inari, halten wir beim Samen Museum, wo wir gleich von den Mücken überfallen werden. Wir wollen das Freiluft-Museum besuchen, das sich im Wald befindet. Schon vor dem kleinen Fensterchen an der Kasse finden wir eine rauchende Antimücken-Spirale, so daß der Kassierer, wenn er das Fensterchen öffnet, nicht attackiert wird. Vor der Kasse versuche ich, so gut wie es geht, mich vor den Biestern zu schützen, indem ich mit den Händen herumfuchtle, aber zuletzt wird es zu schlimm und wir flüchten ins Wohnmobil. Ich verzichte auf den Besuch von Museum, weil der Wald voll von Mücken ist. Später gehen wir ein wenig ins Zentrum und endlich parken wir dicht am See. Das Wetter wird schlechter und die Mitternachtssonne, die wir hatten sehen wollen, lässt sich nicht blicken. Carla macht zum Abendessen eine gute Fischsuppe mit dem Kopf und dem Rest des Lachses. Ausgezeichnet! Ich mochte noch nie gerne Fischsuppe, aber diese von diesem Fisch konnte es mit jeder besten Fleischsuppe aufnehmen. Zum Fingerlecken!
Vor dem Schlafengehen kontrollieren wir sorgfältig, ob sich nicht noch eine Mücke irgendwo versteckt hat und verteilen Spray in alle Ecken. Im Ort haben wir heute in einem Kiosk ein Poster gesehen mit der Aufschrift: „Finland air force“, mit einer große Mücke und darunter: „Gefährlich nur für Ausländer“!
Um 24.00 Uhr gehen wir schlafen!
31.Tag - 05.07.95 - Mittwoch: Inari (SF) - Kittilä (SF) – 313/8201 km
Am Morgen viel Wind, wolkig aber trocken. Nach dem Frühstück geht Carla trotz der Mücken das Samen Museum besichtigen. Sie hat Mut! Mich könnte man nicht mal mit einem Traktor dorthin schleppen! Vielleicht im Winter, wenn es keine Mücken gibt. Carla hat das Museum gefilmt, so daß ich später etwas davon sehen kann. Es hat ihr gefallen, denn es gibt einen guten Eindruck davon, wie früher die Menschen als Jäger gelebt haben. Ich schreibe mein Tagebuch und gehe dann die Kioske und Souvenirläden anschauen, die sich rings um den Parkplatz befinden.
Um 12.30 fahren wir los, auf die E75. Es regnet leicht und der Regen, mal mehr oder weniger begleitet uns den ganzen Tag bis Kittilä. Gleich vor Ivalo halten wir auf dem Parkplatz, nahe am Inarijärvi See. Carla macht ein sehr gutes Mittagessen mit dem Lachs. Ich bleibe auch im Wohnmobil, denn es gießt draußen. Später fahren wir nach Ivalo, immer mit starkem Regen.
Die
Straße
von Ivalo, die nach Sodankylä
führt, ist neu, schön und breit. Die Landschaft ist schön, aber ein bißchen
monoton. Wir halten an
einem Verkaufstand für Andenken, der wie ein großes
Indianerzelt (Wigwam) gebaut ist und kaufen zwei Rentierfelle. An einem anderen
Platz halten wir wieder und sammeln in 10 Minuten 2-3 kg Pilze, wahrscheinlich
Birkenröhrlinge, aber wir sind nicht sehr sicher, ob man sie essen kann. 15 km
vor Sodankylä hört die schöne Straße
auf und für die nächsten 10-15 km befindet sich die Straße im Bau. Unser armes
Wohnmobil wird auf dieser ruinierten, löcherigen Straße durchgeschüttelt,
außerdem ist es nass und schlammig. Vor uns eine Autoschlange, die im
Schritttempo fährt! Man kann höchsten 40-50 km/Std. fahren.
In Sodankylä geht Carla in einer Apotheke und auch auf einem Campingplatz fragen, ob man die Pilze essen kann, aber niemand kann uns richtig antworten. Es scheint, daß man in Finnland keine Pilze isst. Schade, denn sie wachsen überall massenhaft. Vielleicht sind sie ja nach Cernobil ungenießbar geworden?
Gegen 19.00 Uhr verlassen wir Sodankylä und fahren auf einer Nebenstraße 80 weiter. Sie ist relativ schmal, aber sehr gut und ohne Verkehr. In Wirklichkeit fahren wir jetzt in Richtung Schweden, nicht unserem Reiseplan entsprechend. Wir hatten vor, in Finnland bis Helsinki zu fahren und dort die Fähre nach Schweden zu nehmen. Aber die finnländischen Mücken haben unser Programm durcheinandergebracht und uns auf die Flucht aus Finnland geschickt. Gestern in Inari haben wir Personen gesehen, die Hüte aufhatten, wie Imker, mit einem Netz rundherum, oder wie manche Forscher sie im Dschungel tragen!
Die Landschaft ist noch immer monoton und es nieselt. Die Straße ist aber gut und ich kann 100 km/Std. fahren. In kurzer Zeit kommen wir nach Kittilä. Unterwegs fragen wir noch einmal eine Frau, die im Wald wohnt, ob wir die Pilze essen können, aber sie scheint Pilze das erste Mal in ihrem Leben zu sehen, und kann uns keine Auskunft geben!!
In Kittilä parken wir auf dem schönen, leeren, großen Parkplatz vor der Kirche, wo auch ein Wohnmobil aus Karlsruhe geparkt ist. Der Herr aus dem Wohnmobil meint, er kenne gut die Pilze (kann man es glauben?) und unsere sind Butterpilze und essbar! Carla ist überzeugt, daß es Birkepilze sind. Ich dagegen denke, die Butterpilze, die wir mal in Österreich gefunden haben, waren anders! Am Ende treffen wir eine verhängnisvolle Entscheidung: Carla hat Recht die Pilze sind essbar!! Und so macht Carla mit den Pilzen einen guten Risotto und wir vertilgen alles! Ich gehe mit der Hoffnung schlafen, in der Nacht nicht wegen Durchfall und Üblichkeit aufstehen zu müssen.
Unsere Nacht verläuft gut und ruhig!!
32.Tag - 06.07.95 - Donnerstag: Kittilä (SF) - Laxforsen (S) – 303/8504 km
Wir
sind aufgewacht und das bedeutet, daß wir leben!! Nichts ist geschehen, die
Pilze scheinen gut gewesen zu sein! Die Sonne hat uns
aufgeweckt, endlich wird das Wetter besser, hoffentlich! Wir fahren um 10.00 Uhr
ab in Richtung
Kolari.
Zuerst 3 km nach Norden mit der 79 und dann biegen wir links ab auf die 939. Es
ist eine ganz neue Straße,
die auf unserer Landkarte noch nicht eingezeichnet ist. Sie führt durch eine
schöne Landschaft. Wir fahren dicht bei
Ylläsjärvi,
einem Skigebiet, vorbei. Der Berg befindet sich auf einer Höhe von 757 m über dem
Meeresspiegel, man sieht ihm gut von der Straße
aus. Die obere Hälfte ist ganz ohne Bäume und schon von weitem kann man die
Skipisten erkennen (z.Z. ohne Schnee).
Wir kommen in einen Tannenwald, ein Wald voller Pilze, diesmal schöner und auch größere, als das letzte Mal. Carla sammelt in 3 Minuten einer großen Beutel voll, in der Hoffnung, daß sie gut sind. Es sind wieder die Birkenpilze, aber auch eine andere Sorte, von einer schönen braunen Farbe und sehr groß. Wir fragen lieber wieder in Häusern und später auch in einer Apotheke in Kolari, aber mit Pilzen weiß niemand Bescheid, es scheint, daß sie hier nicht gegessen werden. Am Ende, später, schweren Herzens, wirft Carla sie wieder in den Wald, denn wir wollen nichts riskieren!
Bei
Illäsjokisuu
kommen wir auf die E8 (21) und nach 1,5 km geht es rechts ab auf der 943 nach
Kolari.
Gleich nach Kolari fahren wir wieder rechts ab auf die 403. Es geht
über eine Brücke und wir sind in Schweden. Wieder war an der Grenze niemand zu
sehen. Ohne Schilder würde man nicht wissen, in welchem Land man jeweils ist.
Weiter geht es auf Schwedens Straßen, die nicht so gut sind, wie in Finnland. Wir waren sehr angenehm überrascht von den guten finnländischen Straßen, sie verdienen wirklich ein Lob! Es geht durch den Ort Pajala, wo wir auf die 99 kommen und dann nach 6 km nach links auf die 395 abbiegen. Am Fluß Tormeälven entlang fahren wir weiter um dann genau neben dem Fluß zu parken. Carla macht das Mittagessen und ich probiere mal hinaus zu gehen, 10 m bis zum Fluß, um die Lage zu peilen, aber gleich muß ich vor den unausstehlichen Mücken zurück flüchten. Wir können den spektakulären Fluß durch das Fenster von unserem Wohnmobil bewundern, auch weit offen, aber mit dem herabgelassenen Fliegengitter. Das Mittagessen von Carla war wie im Hilton: Pilzrisotto (mit Pilzen geblieben von gestern), gebratenem Lachs und Salat, danach Eierpfannkuchen (Crêpes Suzette) mit Holundergelee und frischen Blaubeeren gefüllt. Für die Götter des Olymp!!
Angeln ist verboten, man braucht einen Angelschein, der ziemlich teuer
wird, wenn man nichts fängt! Das wäre alles gut, aber zusammen mit den Mücken
angeln ist unmöglich. Erwartet uns dasselbe Schicksal wie im Finnland? Uns hat
man gesagt, daß
es nicht so schlimm
ist,
man müßte
nur nicht aus dem Auto herauskommen!?! Etwas später sehen wir auf einem
Parkplatz, dicht am Fluß,
zwei Personen, die
an einem Holztisch sitzen und picknicken. Eine normale Szene! Aber auf dem Kopf
tragen beide eine Art von Tropenhelm, mit einem langen Schleier ringsherum!! Wie
Lawrence von Arabien! Zum Verrückt werden!
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter nach Vittangi. Wieder stoßen wir für 10 km auf eine Straße mit Bauarbeiten, sehr schlecht und kaputt, mit max. Geschwindigkeit 50 km/Std. In Vittangi kommen wir mit gutem Wetter an. Während der Fahrt dorthin treffen wir viele Rentiere, die es scheinbar vorziehen, auf der Straße zu laufen, als in den oft sumpfigen Wäldern. Sie haben keine Angst vor Autos. Ein paar Mal steige ich aus und versuche mich den Tieren zu nähern, aber dann flüchten sie. Die Autofahrer respektieren die Tiere sehr. Sie fahren im Schritttempo, wenn sie in ihre Nähe kommen.
In Vittangi, halten wir neben einem Fluß
(wir merken keine Mücken mehr!!) und machen eine Kaffeepause. Dabei entscheiden
wir, gleich nach Kiruna
weiter zu fahren. Bei dem Ort
Svappavaaru kommen wir auf die
E10. Unterwegs halten wir bei einer Wiese von Watteblumen (Graswollflöckchen)
und Carla pflückt ein Sträußchen davon. Nach Svappavaaru beginnt es regnen und
der Regen begleitet uns bis
Jukkasjärvi. Dieser Ort ist
eine Siedlung der Samen, aber von Samen (Lappen) keine Spur. Man sieht nur
schöne Häuser
und Villen, davor große
Traktoren und Baufahrzeuge, ein Hotel, viele große
Gummiboote, um Rafting auf dem Fluß
zu machen, aber
Leute sieht man nicht!
Der Parkplatz gefällt uns nicht und wir fahren 4-5 km weit zurück in Richtung Hauptstraße und parken um 19.30 bei der Brücke von Laxforsen, die das Flüsschen Torneälven überquert. Der Fluß verbindet die Seen Oinakkajärvi und Sutusjärvi. Der Parkplatz ist klein, aber sympathisch, am Ufer des Flusses und des Sees, zwischen Tannenbäumen, mit einer hübschen Aussicht auf das Wasser. Gleich nach unserer Ankunft hört es zu regnen auf und um 21.30 Uhr ist es alles heiter. Am Flussufer sind 6-7 Angler, die bei unserer Ankunft beginnen zu angeln. Um Mitternacht angeln sie immer noch, aber ohne jeden Erfolg! Dabei hatten sie die beste Angelausrüstung und die verschiedensten Köder, die man sich vorstellen kann...!
Um 24.00 Uhr können wir endlich die Mitternachtssonne in ihrer ganzen Pracht bewundern und so öffnen wir zur Feier eine kleine Sektflasche. Um 01.00 Uhr geht’s ins Bett.
Die Nacht ist sehr ruhig und still!
33. Tag - 07.07.95 - Freitag: Laxforsen (S) - Storforsen (S) – 368/8872 km
Am
Morgen wachen wir mit Sonne auf, frühstücken und dann fahren wir nach
Kiruna.
Die Stadt ist ziemlich mon
oton,
vielleicht auch nicht sehr schön, man ist nicht sehr beeindruckt. Das Rathaus,
im Reiseführer als sehenswert für einen Besuch gezeichnet ist, hat einen sehr
interessanten Turm in kunstvoller Eisenstruktur und um 12.00 Uhr mittags, können
wir dem kleinen, aber schönen Glockenkonzert lauschen. Wir besuchen auch die
sehr schöne Kirche, auch in einem eigenwilligen Stil gebaut. Das Dach und die
Seitenwände sind mit kleinen, rot gestrichenen Holzplatten belegt, so daß
man von weitem den Eindruck hat, als wären es Ziegelsteine. Hinter dem Altar
steht ein großes
Gemälde, welches die Sonne in der Natur darstellt, ohne Figuren von Christus
oder Heiligen, alles ohne Gold oder Silber. Eine sehr schlicht gehaltene Kirche,
aber sehr schön und sehr geschmackvoll. Komplimente!!
Kiruna hat seit 1960 größte unterirdische Erzbergwerk (siehe 16. Tag dieses Tagebuchs) auf der Welt. In den großen breiten Galerien unter der Erde exsistiert ein anderes Kiruna mit Büros, Cafeterias, Museen, mit 500 km von Galerien, die bis zu 300 m unter dem Meerespiegel liegen.
Carla
sucht noch nach Silberschmuck, aber hier ist alles sehr teuer, nicht zu
vergleichen mit dem in Tana in Finnland.
Erst um 13.00 Uhr fahren wir mit Sonne weiter auf die E10. Es geht
durch
Svappavaara
nach Skaulo.
Dort halten wir bei einem See und essen Mittag. Carla macht „Spaghetti alla
Bolognese“. Wunderbar! Weiter
geht’s durch Gällivare, wo wir auf die 45 fahren. Wir halten noch 2mal an, um
Rentierfelle zu kaufen, aber auch die sind hier doppelt so teuer wie in
Finnland. Wir dachten, wir würden hier vielen Lappen begegnen
und etwas von ihrem besonderen Lebensstil sehen können, aber davon ist keine
Spur.
Vor Porjus stoßen wir wieder auf ein 20 km langes Stück Straßenerneuerung und ab Porjus hat auch der Regen wieder begonnen. In einem Kiosk entdeckt Carla geräucherte Forellen und kauft welche. Es geht weiter durch Jokkmokk und Kåbdalis. Bei Jokkmokk kommen wir wieder über den Polarzirkel nun schon auf unserem Rückweg. Der Polarzirkel verläuft an einem Seeufer, neben einem Wald und Schnee sieht man nirgends, auch kein Wüstengebiet, wie auf der Hinreise. Nach Kåbdalis drehen wir links ab auf die 374 und nach 40 km kommen wir zu den Storforsen Wasserfällen.
Zu
den
Wasserfällen kommen wir um 17.20 Uhr, der Regen hat aufgehört. Wir können
gemütlich diese Wasserfälle, die halb Wasserfälle und halb Stromschnelle auf
einer Länge von ca. 500 m und gesamte Fallhöhe von ca. 50 m herabschießen,
betrachten. Wir filmen leider nicht, denn es ist wolkig und wir hoffen, daß
morgen die Sonne scheinen wird. Aber dieses Naturschauspiel ist fantastisch.
Diese enormen Wassermassen, die rauschend brodelnd und gurgelnd herabschießen
(sie fallen nicht, sondern strömen) geben ein Eindruck von einer ungeheueren,
übernatü
rlichen
Gewalt. Als kleiner Mensch steht man fasziniert vor dieser grandiosen Schönheit
und Macht der Natur.
Nach unserem Besuch bei den Wasserfällen fahren wir nach Vidsel, in der Hoffnung irgendwo Trinkwasser zu finden, denn unsere Wassertanks sind komplett leer. Da es hier keine Berge gab, sind die Bäche nicht so sauber und trinkbar, wie die Bergbäche in Norwegen, wo wir das letzte Mal Wasser aufgefüllt haben. Aber das war noch vor 5 Tagen, vor Tana. Gestern und heute haben wir überall geschaut, ob es einen öffentlichen Brunnen oder etwas ähnliches gibt, aber nichts gefunden. In Vindsel ist alles geschlossen und man sieht nirgendwo jemand. Wir sind gezwungen , zu den Wasserfälle zurückzukehren und dort ins Camping zu fahren. So können wir auch gleich schön duschen. Das Camping ist sehr schön, Preis alles inklusiv 75 SKr (15 DM). Im Preis enthalten Wasser, Dusche, Strom, aber das brauchen wir nicht (Sonnenzellen). Es steht eine Küche zur Verfügung (für Zelter!) und eine Wäscherei mit Waschmaschinen, Trockenmaschine und Bügelvorrichtung. Nur, Carla ist leider ohne Waschpulver geblieben, aber morgen wollen wir es einkaufen.
Man kann parken, wo man möchte, überall ist schöner, grünen Rasen. Wir finden einen Platz mit einem herrlichen Blick auf den Wasserfall, ca. 500 m weit entfernt, auf den Fluß und den kleinen See. Wir haben ein wunderbares Abendessen. Carla hat ihre Forelle und ich bekomme Nudeln mit Tomatensoße und Würstchen.
Nach dem Essen ausgiebiges Duschen und wir füllen auch alle Wassertanks voll. Gegen 23.00 Uhr sind wir schon im Bett. Die Nacht ist herrlich ruhig nur ein leises Rauschen begleitet unsere Träume. Zum Glück ist der Wasserfall weit genug entfernt!
34. Tag - 08.07.95 – Samstag: Storforsen (S) - Bjuröklubb (S) – 257/9129 km
Wieder weckt uns die Sonne auf. Carla schaut noch mal in alle Schränke und findet doch noch Waschpulver, aber nur für Handwäsche, was in einem Wohnmobil auch normal ist. Die Wäsche wird also eingeweicht und dann gibt es Frühstück. Danach gehen wir zu Fuß durch den Wald bis zum Wasserfall. Heute ist alles noch schöner, denn alles ist von der Sonne angestrahlt. Unser Film vom Wasserfall wird mindestens 20 Min dauern. Immer wieder finden wir wunderschöne Motive und können nicht aufhören. Es ist unvergesslich! Dieses ist einer mit der schönsten Wasserfälle die wir bis jetzt gesehen haben, wirklich ein Schauspiel der Natur!
Wir kehren begeistert zum Wohnmobil zurück
und zum Mittagessen gibt es Nudeln mit Bohnen (sehr schmackhaft und gut). Nach
dem Essen wäscht und trocknet Carla die Wäsche. Dank der Maschinen geht es
schnell!
Um
15.45
fahren wir ab, um die Wasserfälle
Fällforsen
zu besuchen, die auch sehr schön sein sollen, aber wir finden die Zugangstraße
nicht und geben den Plan auf: Wir fahren durch
Ålvsbyn
und immer weiter auf der 374 bis nach
Piteå,
wo wir auf die E4 und Golf von Botnia kommen, mit immer noch sehr schönem
Wetter. Hier drehen wir direkt nach Süden. Ein paar Mal versuchen wir ans Meer
zu kommen, um vielleicht angeln zu können, aber die Hauptstraße ist relativ weit
vom Meer entfernt und die Nebenstraßen,
die zum Meer führen, sind sehr schmal, oft nicht asphaltiert und enden bei
Häusern, die den Zugang zur Küste privatisiert haben und den man dann nicht zu
benutzen wagt. Und parken vor dem Fenster von jemand ist nicht sehr sympathisch!
Wir halten in Byske und parken dort direkt neben dem Strand. Der Parkplatz befindet sich vor einem Camping, voll mit Wohnwagen, die alle wie die Sardinen in einer Konserve nebeneinander stehen. Einige Wohnwagen stehen in der Reihe vor dem Eingang zum Camping und warten, ob vielleicht ein Platz im Camping frei wird.
Die Kinder laufen jetzt um 19.00 Uhr, trotz
kaltem Wind, immer noch im Badeanzug herum, gleiten auf der Wasserrutsche, gehen
ins
Meer bis zu den Knien und spritzen sich mit Wasser. Einige Erwachsene sind
angezogen, in Pullovern oder kurzärmeligen T-Shirts.
Jeder je nachdem, wie er sich fühlt.
Wir
fahren weiter. Bei
Skellefteå
beginnt es wieder zu regnen. Wir fahren weiter bis
Bureå
und suchen wieder einen Platz am Meer und wieder ohne Erfolg. Wir fahren von der
E4 auf kleinen Nebenstraßen
in Richtung Burvik,
in der Hoffnung, daß
der Ort am Meer liegt, so sieht es auf unserer Karte zumindest aus. Wir haben
auf kleine Fischerdörfer gehofft, so wie es viele, viele in Norwegen gibt. Aber
hier kann man nichts machen! Burvik ist 1 km weit vom Meer entfernt! Als wir
durch einen dichten Wald
fahren, sehen wir auf einmal vor uns eine große
Elchkuh auf der Straße.
Das Tier bekommt gleich Angst und flüchtet in den Wald, wir haben keine Zeit, es
zu filmen. Aber es war auch schon ziemlich dunkel.
Unser Weg führt weiter durch Risböle und Bjurön und endlich kommen wir an die Landspitze Bjuröklubb. Das ist ein kleiner Nationalpark. Die Straße endet hier. Wir halten auf einem kleinen Platz am Ende der Straße, wo schon ein Wohnmobil aus Hamburg geparkt hat. Hier haben wir eine herrliche Panoramasicht auf das Meer. Carla macht Spaghetti, dazu frisches Bier und die kleine 3-jAEhrige Nora aus Hamburg von nebenan, leistet uns Gesellschaft, denn Spaghetti ist sie liebend gern.
Endlich hört es auf zu regnen und Carla und ich gehen gegen 23.00 Uhr hinaus, durch den Tannenwald auf einen kleinen Hügel in Richtung Leuchtturm. Weit, sehr weit im Norden sehen wir am Horizont unter den Wolken einen langen, schmalen, hellen Streifen. In Wirklichkeit ist es ein sonniger Himmel und jetzt färbt er sich auch in wunderschönen Farben: von goldenem Gelb bis hellem Rosa mit kleinen von der Sonne erleuchteten Wölkchen. Wunderschön! Besonders um diese Zeit 23.30 Uhr! Die Sonne sieht man nicht mehr, denn wir sind schon südlich vom Polarkreis. Bei uns hier im Bjuröklubb ist es schon ziemlich dunkel, fast Nacht. Aber im Norden sieht man, daß es dort taghell ist,!
Um 24.00 Uhr gelingt es mir endlich, nach drei vollen Wochen, im Radio die italienischen Nachrichten zu empfangen. So eine Enttäuschung! Wenige Notizen und die Hälfte der Nachrichten besteht aus Angriffen von D’Alema und Prodi auf Berlusconi. Wissen unsere Politiker nicht was anderes zu sprechen und mitzuteilen?! Ich habe interessantere Neuigkeiten erwartet! Aber Vorschläge für Besserungen des Lebens, der Industrie etc., die man diskutieren könnte, wissen sie nicht zu machen. Nichts! Nur mit Schlamm wirft eine auf den anderen! Eine Katastrophe!
Um 0.30 Uhr machen wir endlich das Licht aus!
35. Tag - 09.07.95 - Sonntag: Bjüroklubb (S) - Köpmanholmen (S) – 288/9417 km
Heute ist es sonnig, aber ziemlich windig. Der Golf ist voll mit weißen
Wellen. Nach dem Frühstück stecken wir die Angeln in die Rucksäcke und über den Hügel und durch den Wald gehen
wir auf die andere Seite der Halbinsel. Es ist nicht weit. Bei Sonnenschein
kommen wir ans, nach Finnland hin, offene Meer. Die Küste hier besteht aus sehr
glatten Felsen und ist voll mit großen
runden Steinen, die verteilt umherliegen.
Von Algen ist hier keine Spur. In Norwegen war immer ein mindestens 3 m breiter
Algenstreifen an der Küste, der bei Ebbe fast auf dem Trocknen lag. Wenn man ans
Meer wollte, musste man sehr aufpassen, um auf dem glitschigen, einsinkenden und
unebenen Zeug nicht auszurutschen. Hier ist alles schön sauber, aber auch keine
Fische. Ich versuche es mit der Anglerei über eine Stunde, wechsle die
Standplätze, aber nicht ein einziger Ruck! Wie eine Badewanne.....leer!
Wir kehren zurück, indem wir einen Rundgang um die Halbinsel machen,
möglichst immer dicht am Meer. Dabei müssen wir die Felsen rauf- und runter-
klettern. Wege gibt es keine. Endlich kommen wir müde aber zufrieden zu unserem
Wohnmobil zurück. Das ist ein Mix aus Bergsport über die Felsen klettern und von
Stein zu Stein springen, die oft von einander entfernt liegen. Einfach gehen
konnte man nicht. Während dieser „Spaziergangs“ musste Carla auch noch Steine
sammeln. Das ist ein Hobby von ihr, besondere hübsche oder interessante Steine
nach Hause mitzubringen. Sie nennt sie „Stones“. Diesmal sind es zwei schöne,
rosafarbene Basaltsteine, jeder ca. 3 kg schwer. Natürlich mußten
sie die Hälfte der Wegstrecke mitgeschleppt werden und mit ihnen von Stein zu
Stein springen konnte auch gefährlich sein! Aber alles zusammen war es ein
wunderschöner
Ausflug!
Endlich um 14.00 Uhr fahren wir
ab. Wir nehmen den kürzesten Weg, um auf die E4 zu kommen und fahren gen Süden.
Bei einem See halten wir und zum Mittagessen
trinken wir nur einen Kaffee und essen Kuchen. Wir vergnügen uns damit, die
Möwen zu füttern. Hier haben sie schwarze Köpfe.
Dann fahren wir weiter durch Ånäset, Umeå, Nordmaling, Örnsköldsvik und in Bjästa drehen wir nach links, verlassen die E5 und kommen um 19.00 Uhr in Köpmanholmen an. Es liegt an einem kleinen, wunderschönen Golf mit einem großen Parkplatz für Touristen, die von hier aus einschiffen um auf die Inseln zu fahren. Zum Glück fahren nur Personen ab, die ihre Autos für längere Zeit hier abstellen und so ist kein großer Verkehr oder Lärm.
Wir tauen 4 Seelachse auf und Carla macht ein herrliches Abendessen. Zum Fisch gibt statt grünem Salat, einen aus Bohnen aus der Dose, mit Knoblauch, Öl und Essig. Auch hier versuche ich wieder, während Carla alles zubereitet, die Angel auszuwerfen. Auch hier keine Spur von einem Fisch! Wo sind die schönen Zeiten aus Norwegen geblieben, wo wir nicht wussten, wohin mit so viel Fisch!
Wir beschließen von Stockholm aus nicht in Schweden weiter gen Süden zu fahren, sondern die Richtung nach Westen nach Norwegen hin einzuschlagen. Dort würden wir südlich von Oslo ankommen und noch ein wenig angeln gehen. Dieser Golf von Botnia scheint steril zu sein!
Um 23.00 Uhr sind wir schon im Bett!
36. Tag - 10.07.95 - Montag: Köpmanholmen (S) - Alnön (S) – 188/9605 km
Wieder
scheint die Sonne. Am Morgen, als die Fähre mit den Passagieren zu den Inseln
abfährt, fahren wir um 10.30 mit dem Wohnmobil
zum Nationalpark Skuleskogens.
Dort ziehen wir unsere Bergstiefel an und wandern los. Der Park besteht aus
unangetasteter Natur. Nichts wird verändert von
Menschenhand. Alles wächst oder stirbt, wie die Natur es will. Stürzt ein
Baum um, bleibt er dort liegen. Es gibt nur schmale Pfade und Brücken über die
Bäche und sumpfigen Stellen.
Wir gehen bis zur Felsenschlucht Slattdalskrevan auf der Höhe eines Hügels. Wir müssen über die Felsen klettern, um hinauf zu kommen. Die Schlucht ist sehr beeindruckend und wunderschön. Sie ist nur 6–8 m breit, aber ca. 45 m tief/hoch und ca. 200 m lang. Am Fuße des Hügels befinden sich überall kleine, pittoreske Seen und von der Berghöhe, hoch über der Schlucht, hat man eine atemberaubende Aussicht über den Park, die Seen, die Meeresküste und die vorgelagerten Inseln. Die Farben sind bezaubernd, die Felsen sind aus rosa Basaltgestein, dazwischen das tiefe Grün der Wälder, die hellleuchtenden Seen, das Meer hat eine türkisblaue Farbe an der Küste, um dann in der Ferne tiefblau zu werden.
Wir setzen uns auf einen großen runden Felsen, betrachten dieses Schauspiel und verspeisen dabei unsere mitgebrachten Sandwichs.
Der
Teufel muß
uns ins Ohrgeflüstert haben, auf dem Rückweg einen anderen Pfad zu nehmen, den
es in Wirklichkeit gar nicht gibt und wir klettern wenig später halsbrecherisch
durch eine steile Felsspalte hinab, um in einem jungfräulichen Urwald zu landen,
ohne Weg und Steg. Wir irren ein wenig im Wald umher und endlich finden wir
einen Weg im Wald, der uns aus dem Wald herausführt. Um 18.00
Uhr
kommen wir in unseren Wohnmobil an und es gibt erst mal einen wohlverdienten,
köstlichen Kaffe. Dann
fahren
wir weiter mit der E4 gegen
Süden.
Bei Lunde, gleich nachdem wir die Brücke über Fjords Ågermanälven überquert haben, fahren wir ans Meer, wo wir auf einem verlassenen Kai versuchen zu angeln. Kein Fisch lässt sich blicken! Carla versucht es auch, nachdem sie 3-4 mal die Angel auswirft, hakt sich ihr Blinker am Meeresboden fest und sie verliert ihn. Verlust und Enttäuschung!
Wir fahren weiter über Härnösand und kurz vor der Stadt Sundvall (großes Industriezentrum in Schweden) drehen wir links und fahren über die Brücke, die auf die Insel Alnön führt. Gleich unter der Brücke finden wir einen Sporthafen und hier parken wir. Zum Abendessen gibt es Suppe mit grünen Bohnen und Aufschnitt, dazu kühles Bier. Vor dem Abendessen habe ich noch mal versucht zu angeln, aber das kann man hier vergessen!
Die Nacht ist schön ruhig,
__________________________
Nota: Wenige Jahre nach dieser Reise, wurde die neue E4 gebaut, ein wenig mehr südlicher. Die alte Straße, die über die Brücke bei Lunde führt, ist nun die 332 geworden (siehe Karte).
37. Tag - 11.07.95 - Dienstag: Alnön (S) - Stockholm (S) – 453/10058 km
Wieder ist der Morgen sonnig und warm. Den winterlichen Sommer haben
wir wohl in Kiruna gelassen. Um 10.30 Uhr fahren wir in
Alvik
auf die E4 und über Sundvall,
Hudiksvall
und Söderhamn
kommen wir um 14.00 Uhr in
Norrsundet an. Die Straße
ist gut, aber es gibt viel Verkehr. Die Landschaften sind schön, ideal für
Postkarten, aber alle gleich. Sehr schöne Täler mit hübschen Dörfern, inmitten
ein Kirchturm, grüne Wiesen aber nach einiger Zeit wird es langweilig. Hier ist
es nicht, wie in Norwegen, wo sich nach jeder Landspitze
ein
neuer Eindruck bietet, ein neuer Fjord, anders als der vorige, ein See, dann ein
wunderschöner Wasserfall, ein rauschender
Fluß
und überall fast eine rohe und unberührte Natur. Es war einfach herrlich!
In Norrsundet kauft Carla für 23 SKr einen schönen Fisch, ähnlich wie eine Forelle oder eine Goldbrasse. Hier nennen sie ihn Sild und im Wörterbuch finde ich, daß es ein Hering ist. Er wiegt ca. 0,6 kg.
Wir halten am Ende des kleinen Hafens, fast am Ausgang des kleinen Golfes und hier machen wir das Mittagessen. Carla brät den frischen Fisch und er ist sehr gut, die Sonne scheint und es ist sehr warm. Ich präpariere die Angeln und diesmal gelingt es uns mit Ködern, ohne Blinker, 4 kleine Fische zu fangen. Sie sind schön, aber uns unbekannt. Morgen gibt es sie zum Mittagessen.
Um 16.45 Uhr fahren wir weiter und gegen 20.00 Uhr erreichen wir
Uppsala.
Das Thermometer zeigt 24°C!!
Vor Uppsala besichtigen wir die ca.
1.500 Jahre
(oder mehr) alten Königsgrabhügel
und in Uppsala schauen wir, leider nur von außen, die wunderschöne Kathedrale an
(ist schon zu spät und sie ist geschlossen). Wir spazieren durch die Stadt und um 21.30 Uhr
fahren wir weiter nach
Stockholm.
Wir haben ein wenig gestritten, denn Carla wollte noch weiter Uppsala sehen, ich
dagegen habe es eilig, nach Stockholm zu kommen, denn es ist schon spät. Bis
Stockholm sind es noch 80 km und ich bin schon ziemlich müde von der heutigen
Fahrt (ca. 400 km). Endlich kommen wir um 23.00 Uhr in Stockholm an. Die größte
Überraschung ist, daß man in der ganzen Stadt nicht frei parken kann, nur auf
sehr teuren Parkplätzen. Der Preis: Tagsüber 15 SKr/Std., nachts 7 SKr/Std.,
d.h. 250 SKr/ pro Tag = 55 DM. Wir suchen ein bißchen herum und im westlichen
Teil der Stadt, beim Fernsehturm (Kaknästorg), finden wir eine Grünzone und dort
einen Parkplatz ohne Beschränkung. Hier schlafen wir. Wir stehen ein wenig
schräg, aber sonst ist Ruhe und man hört keinen Verkehrslärm aus der Stadt.
38. Tag - 12.07.95 – Mittwoch: Stockholm (S) - Turinge (S) – 65/10123 km
Heute ist es wieder warm und sonnig, schön um Stockholm anzuschauen. Am Vormittag, um 10.00 Uhr, fahren wir mit dem Wohnmobil in die Stadt, aber auf dem Weg dorthin hat Carla eine gute Idee. Warum nehmen wir nicht die Fahrräder? Wir drehen um und fahren zum Parkplatz zurück und zum ersten Mal nach 37 Tagen holen wir unsere Fahrräder herunter. Es beginnt das große Putzen, denn nach so langer Zeit ungebraucht sind sie wirklich schmutzig. Den Staub kann man nicht nur einfach abwischen, wir müßen sie abkratzen und waschen.
Stockholm ist eine wunderschöne Stadt, man nennt es auch Venedig des
Nordens. Ich würde sagen, aber viel, viel schöner als Venedig. Venedig ist eine
märchenhafte Stadt aus dem Mittelalter, eine Touristenattraktion, schön um sie
anzuschauen, aber dort leben möchte ich nie. Stockholm ist dagegen wunderbar und
wer hier wohnt, ist sicher glücklich. Es ist am Meer gebaut und am See, voll von
Schiffen und Booten, von den kleinen bis zu den großen,
für das Meer und den See, vom Segelboot bis zum Kajak, die alle mitten in der
Stadt schwimmen.
Es ist voll von Kanälen, aber sauberen. Die Leute können im Stadtzentrum von
den Brücken aus angeln, auch vor dem Königspalast! Es ist voll von
wunderschönen Straßen
und Gässchen, viele Gaststätten, viele Leute, Touristen und Autos, aber alles
ist sauber und voll von Grünflächen. Überall gibt es Fahrradwege. Carla und ich
haben in kurzer Zeit viel von der Stadt gesehen, fast alles, was uns
interessiert und wir sind überhaupt nicht müde. Zu Fuß
wäre alles unmöglich gewesen, mit dem Fahrrad ist es jedoch ein Vergnügen!
Um 14.30 Uhr fahren wir zum Wohnmobil zurück und Carla brät die Fische von gestern. Sie sind sehr gut! Carla insistiert das Modern Art Museum zu besichtigen, aber ich bin müde von gestern. Sie fährt wieder mit dem Fahrrad los und ich mache ein Nickerchen auf dem Sofa. Um 18.00 Uhr kommt sie zurück. Dort wo das Museum auf dem Stadtplan verzeichnet war, hat sie es nicht gefunden. Man hat es an einen anderen Platz verlegt? Am Ende finden wir heraus, daß Carla auf die falsche Insel gefahren ist und dort war natürlich das Museum nicht zu finden.
Wir machen ein kaltes Abendessen und fahren gegen 21.oo Uhr mit dem Wohnmobil in die Stadt, parken in einer Nebenstraße und wollen ein wenig Stockholm bei Nacht besichtigen. Erst war noch die Sonne, aber um 23.00 Uhr wird es langsam dunkel. Alle Lokale haben kleine GAErten mit Tischen zur Straße hin. Die Straßen sind ziemlich breit und voller Menschen. Zum größten Teil (90%) sieht man Jugendliche, sehr laut und lustig. Überall wird hauptsächlich Bier getrunken! Es ist eine gelöste Stimmung, ein Typ spielt auf dem Fußweg seine Trompete, moderne Musik, sehr schön.
Nach 23.00 Uhr fahren wir mit dem Wohnmobil in westliche Richtung und mit viel Mühe finden wir aus der Stadt hinaus, um auf die Autobahn nach Södertälje zu gelangen. Es gibt viele Wegweisungen zu unserer E4 und E20, aber in welche Richtung es geht, nach Göteborg oder zurück nach Uppsala, das ist nicht angezeigt. Endlich finden wir irgendwie den richtigen Weg und um 00.30 Uhr erreichen wir mit der E20 den kleinen Ort Turinge bei Nykvarna. Dort finden wir eine ruhige Ecke vor einer Kirche und gehen gleich schlafen.
39. Tag - 13.07.95 - Donnerstag: Turinge (S) - Grebbestad (S) – 505/10628 km
Wieder wachen wir mit Sonnenschein auf und nach dem Frühstück fahren
wir schon um 9.00 Uhr los. Wir nehmen die Straße
E20, die an die Westküste Schwedens führt. Wir wollen heute so weit wie möglich
kommen. Vielleicht bis ans Meer, denn im Innland von Schweden finden
wir es nicht so interessant. Die Landschaften sind zwar schön. Reich an Wäldern,
grünen Wiesen, aber kaum Flüsse . Nach
Eskilstuna
drehen wir bei Kungsör
links ab auf die 56, direkt nach Süden in Richtung des riesigen See
Hjälmaren.
Unterwegs, halten wir wo di Straße
den See überquert (Hjälmare sund) und pro
bieren
zu angeln (in Schweden kann man in vielen Seen ohne Angelschein fischen). In ca.
2 Stunden Anglerei ist es mir gelungen 2 kleine Fischchen zu angeln, auch wenn
wir unter der Brücke große Schwärme von Fischen sehen können. Sie kommen bis zum
Köder, neugierig, aber sie beißen
nicht an.
Zum Mittagessen gibt es Bohnen und grünen Salat und dann geht es Nonstop weiter, durch Ås, Odensbacken (dort ist ein sehr schöner Supermarkt), Örebro (hier kommen wir auf die E18) Karlskoga, Karlstad, Grums und Segmon, wo wir auf die 45 drehen und bis Säffle und Åmål fahren. Dann geht es auf die 164 über Billingsfors, Ed, Östad und Tanumshede und endlich kommen wir am Abend mit der 163 an die Küste des Skaggerak nach Grebbestad.
30 km vor Grebbestad wechselt das herrliche schöne und sonnige Wetter, das wir den ganzen Tag über hatten. Wir sehen Wolken aufziehen aber zum Glück regnet es nicht. Grebbestad ist ein kleiner Fischerort und hat auch einen großen Segelhafen, der immer voll ist mit wunderschönen Yachten auf der Durchreise. Bis spät in die Nacht war ein Kommen und Gehen von Booten.
Wir halten auf dem großen Parkplatz vor dem Segelhafen. Im Dunklen gelingt es uns noch zu lesen: „Für Wohnmobils und Wohnwagen Parkzeit max. 4 Stunden“. Nach dem Abendessen (guter Spinat mit Spiegeleiern), gegen 24.00 Uhr, begeben wir uns in die Horizontale. Gute Nacht!
40. Tag - 14.07.95 - Freitag: Grebbestad (S) - Fiskebäckskil (S) – 154/10782 km
Diesmal wachen wir mit einem Himmel voller Wolken auf und wenig später fällt auf die Küste ein leichter Nebel. Nach dem Frühstück spazieren wir an der Küste entlang bis zum Kai des Hafens, wo sich die Fischerboote befinden. Im Hafenwasser schwimmen zu Tausenden Quallen. Sie sind besonders dicht am Kai, so daß man nicht den Meeresgrund sehen kann. Es sind halbdurchsichtige weiße Quallen von 15-20 cm Durchmesser. Gerade als wir uns die vielen Quallen anschauen, kommt ein Fischerboot in den Hafen. Wir gehen mal sehen was er mitbringt. Die Beute ist mager, dies ist nicht Norwegen mit seiner Atlantikküste. Aber wir können einen schönen Dorschen kaufen für 20 SKr (ca. 4 DM). Auch im Segelhafen kommen viele Schiffe an, alles ist voll, kaum noch ein freier Platz. Viele Segel- oder Motorboote müssen wieder umkehren, denn alles ist belegt. Um 11.45 fällt ein feiner Regen.
Wir fahren
weiter in Richtung
Hamburgsund.
Dort halten wir auf einem Kai, nahe bei einem Fährhafen, wo die Fähren zu einer
kleinen Insel abfahren. Hier gibt es eine Meeresenge zwischen dem Festland und
der Insel, 60-80 m breit. Ununterbrochen fahren Motor- und Segelboote hindurch
in beiden Richtungen, nur hin und wieder müssen sie alle anhalten und die Fähre
hinüberfahren lassen, die mit Passagiere und Autos beladen mit einem Seil und
einer Winde hinübergezogen wird. Wenn die Fähre am Ufer ankommt, wird das Seil
auf den Meeresgrund herabgelassen und die Boote, welche auf beiden Seiten in der
Schlange warten, können wieder fahren. Für die Fähre gilbt es keinen festen
Fahrplan. Sie fährt ab, wenn sie voll ist, oder am anderen Ufer viele Autos und
Leute warten. Wir finden einen sehr schönen Parkplatz über dieser Szenerie und
aus unserem Panoramafenster schauen wir in Richtung der Meeresenge (40 m weit
entfernt) und können dieses Gewühl sehr gut beobachten. Carla kocht eine super
Fischsuppe aus dem Kopf und dem oberen Teil des Dorsches, dazu ein Glas Wein und
die interessante Aussicht auf das Spektakel macht das Mittagessen noch besser!!
Die Sonne ist vorher gekommen und nach dem Essen gehen wir auf einer Insel, welche sich ca. 3 km hinter Hunnebostrand befindet, fischen. Die Straße führt über eine Drehbrücke (+), die sich mehr als 10 m weit über dem Meeresspiele befindet und mit der die Insel mit dem Festland verbunden ist. Zwischen der Insel und dem Festland ist ein 4-5 km langer Kanal, unter der Brücke ist dieser Kanal ca. 20 m breit. Wenn Segelboote ankommen wird die Brücke um 90° gedreht, so können die Segelboote mit ihren hohen Masten hindurchfahren. Die Autos, die über die Brücke wollen, müssen natürlich so lange warten, bis die Brücke zurückgedreht ist. Warteschlangen sind immer auf beiden Seiten der Brücke: zu Wasser oder zu Land. Heute erleben wir es jedenfalls so. Wir schauen uns von oben das Schauspiel an, als die Boote auf beiden Seiten freie Fahrt bekommen, diszipliniert fahren sie in beiden Fahrrichtungen (Nord-Süd) auf dieser Wasserstraße entlang, Bötchen, Motoryachten, kleine Schiffe, Segelboote usw. Sehr schön! Auf einmal kommt auch ein größeres Passagierschiff vorbei.
Wir fahren über die Brücke, nach ca. 2 km kommen wir in ein kleines Dorf Nötö und beginnen gleich auf dem Kai zu angeln (++). Es scheint ein guter Platz zu sein aber wir fühlen keinen Ruck an der Angel. Nur Carla fühlt einen großen Ruck, als sie, vor lauter Eifer, den Blinker möglichst weit zu werfen, ihn nicht ins Meer sondern in ihren eigenen Oberschenkel befördert. Zwei von 3 Haken des Blinkers sind tief in ihr Fleisch gedrungen, so daß man sie nicht einfach herausziehen kann. Wir müssen zum Wohnmobil zurück und ich zwicke zuerst mit der Zwickzange die beiden Haken von dem Dreispitz ab. Carla muß die Zähne zusammenbeißen, denn ich muß die beide Haken durch ihr Fleisch weiter herausdrücken, einen nach dem anderen, bis nicht die Haken ihre Haut durchdringen und mit der Spitze herauskommen, erst dann kann ich sie mit einer Zange herausziehen.
Carla bekommt einen Schnaps, auf den Schreck. Aber sie ist nicht sehr von allem mitgenommen, die Schmerzen sind auch überstanden und wir gehen wieder angeln, diesmal auf die Felsen, ein wenig außerhalb des Ortes. Wir angeln eine Stunde lang und obgleich es uns hier günstig erscheint, haben wir keinerlei Erfolg.
Auf den Felsen treffen wir zwei junge Männer, die auch fischen und
auch noch nichts gefangen haben. Es sind zwei Moslems aus Sandžak, die vor zwei
Jahren aus Montenegro geflüchtet sind, weil sie nicht in die jugoslawische Armee
eintreten wollten. Bis jetzt haben sie noch keine Arbeit gefunden, aber sie
bekommen Asylantenunterstützung. Einer von ihnen ist Dreher. Sie meinen, daß
für den Zerfall Jugoslawiens, Milošević
die ganze Schuld hat.
Nach der Fischerei (ohne Fische) fahren wir weiter über Kungshamn und bei Örn drehen wir wieder zur Küste, dicht neben dem Hafen von Malmön. Auch hier wird die Fähre mit einem Seil gezogen, nur ist die Entfernung bis zum Insel hier mindestens 10 mal so groß, d.h. ca. 700-800 m! Wieder versuchen wir zu angeln, auch diesmal ohne Erfolg! Weiter geht es nach Norden mit der 171 und bei Halind drehen wir nach Süden auf die 162 nach Brastad und Lysekil. Hier können wir nicht in die Stadt hineinfahren, denn der Verkehr ist gesperrt, weil sie ihr Stadtfest feiern. Wir kehren zurück auf die 161 und drehen nach Finnsbo. Mit der Fähre (gratis - sozialistisches Schweden!) gelangen wir nach Skär um nach 1 km wieder Richtung Süden nach Fiskebäckskil zu fahren. Es ist ein kleiner Ort mit einem riesigen Segelhafen, wo wir um 22.00 Uhr parken. Carla brät zum Abendessen den Rest des Dorsches und um 23.30 geht es in die Betten.
Das Wetter ist immer noch schön.
41. Tag - 15.07.95 - Samstag: Fiskerbäckskil (S) - Skärhamn (S) – 131/10913 km
Der
Morgen lässt mit einem leichten Wind aber ohne Regen nichts Spezielles erwarten.
Nach dem Frühstück erklimmen wir einen kleinen Hügel über dem Ort, von wo
wir eine herrliche Aussicht in Richtung
Lysekil
haben. So um 10.30 fahren wir ab, aber ein wenig später halten wir neben einer
Erdbeerplantage und steigen aus, um Erdbeeren ernten zu gehen. Zuerst bekommen
wir einige Plastikbehälter, die gewogen werden und dessen Gewicht darauf
vermerkt wird, dann kann es losgehen. Die Erdbeeren
kosten 22 SKr (ca. 5400 Lit/kg), nicht gerade billig, aber während des Pflückens
kann man so viel essen, wie man möchte. Wir pflücken 3 kg sehr große
und schöne Erdbeeren, aber wie viele außerdem
in unsern Bauch gewandert sind, weiß
nur der liebe Gott. Die nächsten 2 Tage konnten wir die Erdbeeren nicht mal mehr
anschauen!
Etwas weiter drehen wir in Richtung Fjord,
nach dem Ort Hällebäck
(alles zusammen ein paar
Häuser), um zu angeln. Hier finden wir sehr schöne, glatte Felsen und ein
sauberes Meer, ich „bade“ lange meinen Blinker, aber es
gibt keinen Fisch. Carla versucht es gar nicht und sonnt sich lieber auf den
Felsen. Wir fahren weiter Richtung Overby
und Henån, wo wir nach
Ellös drehen. Weiter geht es über
Stocken und
Varekil bis zu einer Meeresenge, wo wir auf
einen Parkplatz
(+)
neben einer
Brücke parken. Wir gehen hinunter zur Meeresenge und wieder versuchen wir unser
Glück und wieder gibt es nichts. Fast normal!! Wir wundern uns schon nicht mehr,
denn in allen diesen Tagen haben wir nicht einen Fisch gefangen. Vielleicht
wissen wir nicht angeln? Aber nicht mal ein Zucken haben wir verspürt. Nichts!!!
Die schwedischen Fische verstehen Bahnhof!!
Wir reisen weiter und um 19.30 erreichen wir den Hafen von Skärhamn. Wir parken auf dem Hafenkai und zum Abendessen gibt es aus der Tiefkühltruhe unseren guten norwegischen Fisch. Morgen können wir neuen Fisch kaufen!
Im Hafen ist ein großes Segelschulschiff mit drei riesigen Masten. Es gibt auch einen großen Segelhafen, aber leider keine Fischerboote. Für die Nacht fahren wir auf einen großen Parkplatz im Norden des Ortes. Dort ist es ruhig und still. Um 22.45 geht’s ins Bett!
42. Tag - 16.07.95 - Sonntag: Skärhamn (S) - Hjuvik (S) – 147/11060 km
Wir
wachen
mit schönem Wetter auf. Unser Wecker ist heute eine Krähe, die auf unserem Dach
laut herumspaziert und krächzt. Ich haue mit der Faust gegen das Dach und
schreie, sie fliegt auch gleich weg, aber unser Schlaf ist auch zu Ende.
Um 10.15 Uhr kommen wir nach Rönnäng, aber es gefällt uns nicht und wir fahren zurück nach Bleket. Dort halten wir vor einer wunderschönen Brücke, die auf das Inselchen Klädesholmen führt. Vom Parkplatz aus haben wir eine schöne Aussicht, dazu schönes Wetter auf eine Inselgruppe, die mich an die Inseln Kornati in Dalmatien erinnert. Nur hier sind die Inseln schmaler und geschlossener, so daß es keine Wellen gibt, auch wenn jetzt ein schöner Wind weht. Hier ist es ideal zum Segeln und mit Schnellbooten über Wasser zu gleiten. Auf dem Meer sieht man viele Segelboote und Yachten. Unter der Brücke gibt es einen schönen Segelhafen mit Brennstoffpumpen für die Boote.
Ich gehe hinunter zum Wasser und versuche mal wieder zu angeln, mit dem gleichen Resultat: nichts! Solange ich meinen Blinker „gebadet“ habe, hat Carla auf dem Abhang der zum Wasser führt, Himbeeren gepflückt. Zwei große Behälter voll!!
Wir
fahren weiter über
Myggenäs
und Jörland
nach Marstrand.
Hier halten wir unter der Brücke, die zur Insel führt und haben wieder einen
herrlichen
Anblick auf das Meer und die Inselchen. Zum Mittagessen gibt es Bratwürste mit
Kartoffelsalat, Senf und Bier und
als Nachtisch frische Himbeeren mit Jogurt. Ringsherum sind viele Leute, denn
heute ist Sonntag. Aber nach
dem Mittagessen kommt Sturm mit einem heftigen Regenschauer und in einem Moment
beginnen alle flüchten, in
alle Richtungen. Aber als der Regen aufhört, kommt die Flut herein und wir
versuchen wieder zu angeln, aber wie vorh
er:
ohne Erfolg.
Das Wetter ist wieder schön und wir fahren weiter über Kungälv und dann mit der Autobahn Richtung Göteborg. Aber kurz darauf verlassen wir die Autobahn Richtung Flughafen und über Torslanda kommen wir nach Hjuvik, wo wir am Ende der Straße einen Parkplatz vor einem kleinen Kai finden und dort zum Übernachten bleiben. Wir telefonieren nach Kopenhagen und bestätigen Sabine unsere Ankunft.
Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Bohnen und danach versuche ich noch mal mein Petri Heil, nur um das negative Resultat bestätigt zu bekommen. Die Bucht scheint ideal zum Fischen. Aber kein Zucken an der Angel! Mir wird es schon langweilig immer dasselbe zu schreiben, aber es zu tun ist schlimmer.
Das Wetter ist immer noch schön und die Nacht sehr still!
43. Tag - 17.07.95 - Montag: Hjuvik (S) - Glommen (S) – 143/11203 km
Sehr früh am Morgen wecken uns die Schiffssirenen. Es ist dicker Nebel! Dann fängt es an fein zu nieseln, aber als wir wieder aufwachen, scheint die Sonne. So um 11.00 Uhr fahren wir bis Göteborg und parken dort auf einem der vielen Parkplätze, die sich in der Nähe des Hafens befinden. Von dort aus machen wir einen Stadtbesuch. Die Stadt ist schön aber nicht etwas Besonderes. Wir schauen uns auch den Hafen an mit seinen herrlichen Schiffen und Booten. Für Werner (Onkel von Carla) kaufen wir einen geräucherten Lach sein. Zum Mittagessen gibt es schnell die Reste vom gestrigen Abendessen (Nudeln mit Bohnen) und Obst.
Um
14.30
Uhr geht es auf der Autobahn weiter Richtung Süden über
Mölndal
und mit Sonne kommen wir
in Varberg
an. Hier parken wir im Hafen fast auf dem Kai und wieder mit einer herrlichen
Aussicht genießen
wir einen guten Kaffee. Danach fahren wir zu einem Camping und halten vor dem
Eingang. Wir gehen zu Fuß
ins Camping, kaufen Münzen für die Dusche und gehen duschen und die Haare
waschen.
Danach setzen wir unsere Reise fort und folgen einen Schild „Glommen fiskehavn“. In Glommen finden wir einen hübschen kleinen Fischerhafen und bleiben dort am Ende des Kais. Gleich neben uns haben wir viele schöne Segelboote in dem kleinen Segelhafen und am Kai liegen die Fischerboote. Das Wetter ist schön und sonnig, aber es weht ein sehr starker Wind, der von Meer her kommt und große Wellen über den Deich spritzt. Es ist ziemlich frisch. Hier schien die letzte Möglichkeit zum Angeln zu sein, aber ich versuche es erst gar nicht. Morgen müssen wir die Fähre nach Dänemark nehmen und das bedeutet: Ende der Anglerei!
Zum Abendessen macht Carla eine gute „Pasta alla bolognese“ (Spaghetti mit Fleischsoße), Salat und danach Erdbeeren, dazu Wein. Die Sonne geht um 21.30 wunderschön in den Wolken unter und dieses Schauspiel feiern wir mit Sekt..
Morgen wollen wir frischen Fischen kaufen und um 23.00 sind wir in den Betten, aber nachts macht uns ein Gewitter wach. Zum erstenmal nach 43 Tagen, die ziemlich regenreich waren, „hören“ wir wieder den abrupten Wetterwechsel mit Blitz und Donner. In Norwegen, auch wenn das Wetter von schön in einen Wolkenbruch umschlug, gab es nie ein Gewitter. Der Wechsel erfolgte schnell oder langsam aber ohne Blitz und Donner. Und hier heute, endlich ein schönes Gewitter, wie an unserer Adria. Wir schlafen wieder ein, unser Dach hat schon schlimmere Gewitter überstanden.
44. Tag - 18.07.95 - Dienstag :Glommen (S) - Taastrup (DK) – 218/11421 km
Am
Morgen stehen wir mit Sonne auf. Der Wind weht stark aus Südwest,
aber es ist nicht kalt. Nach kurzer Zeit kommen zwei Fischerboote, begleitet von
einem riesigen Möwenschwarm, in Hafen an. Carla geht gleich auf den
Kai, wo die
Fischerboote anlegen und kauft eine
große
Makrele und eine Scholle, später kauft sie auch noch einen großen
Dorsch.
Um 11.00 Uhr fahren wir endlich auf die Autobahn bei Morup, in Richtung Helsingborg, wo wir um 13.10 Uhr direkt in den Fährhafen fahren. Wir stellen uns gleich in die Reihe zum Einschiffen und bezahlen das Ticket, das für Fähren Helsingborg–Helsingør (Schweden – Dänemark) und Rødbyhavn–Puttgarden (Dänemark – Deutschland, siehe 46. Tag) kombiniert ist, vom Wohnmobil aus. Nach ca. 10 Min sind wir schon auf der Fähre. Um 13.40 fährt die M/S „Prinsesse Elisabeth“ von Helsingborg (S) los und um 14.25 Uhr legen wir in Helsingør (DK) an. Ein und Ausgang auf dem Schiff geschieht ohne jede Pass- oder Zollkontrolle. In Helsingør sehen wir auf der Gegenseite eine lange Kolonne von Autos, Wohnmobils und Wohnwagen, die aufs Einschiffen warten. Zu unserem Glück ist der Verkehr nach Norden viel stärker, als der in Richtung Süden, denn in Helsingborg brauchten wir kaum warten.
Mit Sonne
geht es auf der Küstenstraße
in Richtung København. Wir halten im
Ort Humlebæk, wo die Straße
praktisch am Strand entlang führt. Zum Mittagessen macht Carla die Makrele und
die Scholle, die wir bei einer herrlichen Aussicht aufs Meer, den Strand, die
Badegäste und die Segelboote genießen.
Während des Mittagessens kommt ein Kleiner Sturm auf, und manches Segelboot und
die Surfer haben Probleme mit dem starken Wind, aber alles geht schnell vorüber.
Nach dem Essen geht unsere Reise weiter, immer noch mit Sonne, bis Usserød wo wir kurz anhalten. Zurück geht’s auf die Autobahn und gegen 18.30 Uhr kommen wir in Taastrup bei Sabine und Oscar an. Wir parken vor ihrem Haus, welches sich in einer herrlich grünen Gegend und stillem Wald, ca. 20 km von København entfernt befindet. Zum Abendessen kommen auch ihre beiden Töchter Tanja und Vibeke und bis nach Mitternacht wird erzählt.
Die Nacht ist sehr ruhig.
45. Tag - 19.07.1995 - Mittwoch: København (DK) – 0/11421 km
Am Morgen bringt Oscar uns mit seinem Auto nach
København,
um uns die Stadt zu zeigen. Wir besichtigen das Zentrum und machen einen Besuch
beim Wahrzeichen der Stadt, der kleinen Seejungfrau. Oscar zeigt uns auch die
Bierbrauerei Tuborg, wo er viele Jahre als Ingenieur (heute in Pension)
gearbeitet hat. Am ende besuchen wir Sabine in ihrem Büro. Oscar grüßt
uns, fährt nach Hause und wir beginnen auf eigene Faust unseren Stadtbummel.
København ist eine wunderschöne Stadt, interessant, mit vielen großartigen
Gebäuden und Palästen. Viele Häuser sind in hübschen Pastellfarben angestrichen.
Es gibt nicht viel Grün, aber viel Wasser, viele Kanäle, das Meer, der Hafen ist
fast in der Stadtmitte. Zum Mittagessen setzen wir uns ins McDonald’s Restaurant
mit Tischen und Stühlen auf dem Fußweg,
verspeisen unsere Hamburger und dabei beobachten den Strom von Menschen, die vor
uns auf der Straße
vorüberdriften. Die Straßen
scheinen die Spazierwege, auf den Plätzen sitzen überwiegend Jugendliche auf den
Fußwegen
und sonnen sich, einer isst, einer trinkt, andere machen Musik, oder schlagen
Trommeln, tanzen oder machen eine Vorstellung in Breakdance. Alles ist voller
Leben und niemand stört den anderen.
Um 17.00 Uhr nach ihrem Dienstschluss, treffen wir uns mit Sabine und sie zeigt uns noch einige interessante Dinge in Stadt, danach fahren wir mit der U-Bahn nach Taastrup und dann mit dem Autobus bis nach Hause.
Das Abendessen gibt es im Garten auf der Terrasse, geräucherten Lachs und feines Fleisch vom Grill, dazu köstlichen argentinischen und französischen Wein. Danach wird wieder viel erzählt, aber nicht solange wie gestern.
46. Tag - 20.07.1995 - Donnerstag: Taastrup (DK) – Ebstorf (D) - 405/11826 km
Am
Vormittag,
nach einem guten Frühstück mit Oscar (Sabine ist schon lange im Büro), fahren
wir um 10.30 Uhr ab in Richtung Süd-Dänemark. Wir nehmen die Autobahn E47, und
vorbei an
Køge
und Rønnede
geht es bis zur sehr schönen Brücke in
Storstrømmen.
Wir halten neben der Brücke, aber fahren gleich weiter, das Panorama ist nicht
schön und zum Angeln lohnt es sich nicht, das Meer ist zu flach.
Wir fahren weiter bis
Rødbyhavn,
wo wir um 14.00 Uhr ankommen und dort geben wir alles dänische Kleingeld, das
noch übriggeblieben ist, aus. Um 14.00 Uhr geht’s auf die Fähre und um 15.00
Uhr sind wir im Hafen von
Puttgarden
(D). Das Wetter auf der Überfahrt ist schön, sonnig und ein wenig diesig.
In Puttgarden, bei Verlassen der Fähre kontrolliert die deutsche Polizei die Pässe und dieses ist die einzigste Kontrolle auf unser ganzen Reise, von San Maurizio und zurück. Zehnmal haben wir Grenzen überquert mit 20 Kontrollpunkten, aber nur hier mit Kontrolle.
Mit der E47 geht unsere Reise weiter nach Oldenburg und hier drehen wir nach rechts auf die B202 nach Lütjenburg und dann auf die B430 nach Plön. Plön befindet sich inmitten des Nationalparks: Naturpark Holzsteinische Schweiz! In dieser wunderschönen Landschaft mit schönen Seen fahren wir über Stocksee und Bad Segeberg mit der L68 und 432 und dann mit der A21 und B404 nach Trittau und Schwarzenbeck, darauf mit der B209 nach Lauenburg/Elbe. Weiter mit der K53 nach Lüneburg, mit der 209 und L233 erreichen wir darauf Ebstorf. Wir wollten nicht die Autobahn nehmen, denn Carla wollte, daß wir auch wenig von Norddeutschlands Landschaft sehen. So haben wir herum gebummelt und die Reise wurde „etwas“ länger. Die Landschaft ist schön, doch mit Sonne durch alle kleine Orte, mit viel Verkehr fahren, ist ziemlich anstrengend und dauert lange.
Wir halten in Ebstorf und finden einen schönen Parkplatz neben einem Friedhof (fast in Ortsmitte). Zuerst wollen wir ein wenig den Ort anschauen, aber alles ist schon geschlossen und keine Menschenseele mehr auf den Straßen (um 8.00 Uhr abends??), trotzdem es noch hell ist und so kehren wir nach einer Stunde zum Wohnmobil zurück. Mir wird plötzlich schwindelig, wahrscheinlich von dem angestrengten Fahren bei Sonne und ich fühle mich nicht gut. Carla hat eine gute Idee und meint, ein Gläschen Wodka wäre vielleicht die beste Medizin!! So war es auch und nach einem guten Abendessen ist mein Organismus wieder in Ordnung und wir verbringen eine stille und ruhige Nacht.
47. Tag - 21.07.1995 - Freitag: Ebstorf (D) - Steinberg (D) – 438/12264 km
Am Morgen weckt uns die Sonne, aber auch die Leute, die ihre Autos
parken. Alle schön angezogen mit schwarzen Krawatten. Klar, daß
bald ein Begräbnis sein wird. Wir frühstücken in Eile und schon um 9.15 Uhr (!)
verlassen wir den Parkplatz. Es geht weiter in Richtung
Süden mit der l250, die Straße
führt durch einen herrlichen und großen
Wald. Irgendwo verlassen wir die Straße
und fahren mit einem Seitenweg in den Wald und halten auf ca. 100 m von der
Hauptstraße
entfernt in herrlichen Schatten und schöner Ruhe. Zuerst machen wir in aller
Ruhe unsere Morgentoilette und dann ergreift Carla die Gelegenheit, um mir die
Haare zu schneiden, denn seit ca. 2 Monaten war ich nicht beim Friseur!
Erfrischt geht’s weiter, wir durchqueren Uelzen, dann nehmen wir die B4 und vor Braunschweig fahren wir auf die Autobahn A39, dann weiter mit der A7 bis Göttingen und Kessel bis nach Fulda, wo wir hinter Eichenzell von der Autobahn abfahren und nach Frankfurt drehen. Nach ca. 30 km führt die schöne B40 als Autobahn weiter. Wir fahren durch Steinau und Hanau und gegen 17.00 Uhr erreichen wir Steinberg.
Dicht am Wald halten wir in einer kleinen Nebenstraße und gehen zum Haus von Onkel Werner. Er hat morgen Geburtstag. Carlas Eltern aus Kempten sind auch schon angekommen und es gibt eine freudige Begrüßung.
In der Nacht ist unser Wohnmobil ein Ofen, denn das Fenster zur Straße hin können wir nicht aufklappen, weil eventuelle Autos vorbei fahren können und auf der anderen Seite könnte sich ein Passant den Kopf stoßen, also bleibt es auch zu. Es gelingt uns trotzdem zu schlafen und die Nacht zu überleben!
48. Tag - 22.07.1995 - Samstag: Steinberg (D) – 0/12264 km
Am Vormittag: herzliche Glückwünsche zum Gebrtstag für Werner. Dann alle zusammen ins Restaurant. Nach dem Mittagessen kommt ein leichtes Gewitter, das bald in Regen übergeht und einen starken Temperaturabfall mit sich bringt (20°C). Endlich kann man atmen und nachts in unserem Wohnmobil schläft es sich wieder wunderbar!
49. Tag - 23.07.1995 - Sonntag: Steinberg (D) - Birkenau NL (D) – 117/12381 km
Morgens
scheint wieder die Sonne. Es ist frisch, aber angenehm. Nach dem Mittagessen
verabschieden wir uns und es geht weiter Richtung Süden. Mit der Autobahn A5
kommen wir nach
Weinheim
und mit herrlich sonnigem Wetter erreichen wir
Birkenau NL,
wo Ulla und Herbert auf uns warten. Eigentlich wollten wir nur 2-3 Stunden bei
ihnen bleiben, um sie zu grüßen
und um unsere 2 Pavillons fürs Camping, die sie uns inzwischen besorgt haben
(auf unserer Hinreise am 09.06. waren sie ausverkauft) abzuholen und dann nach
Kappel (CH) weiter fahren. Aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht!!
Wir bleiben auf ihrer wunderschönen Terrasse und um 19.00 Uhr bringt Herbert uns
in ein Restaurant mit bürgerlicher Küche, wo man prima gegrillte Haxe essen
kann. Nach einem wirklich reichlichen Abendessen fahren wir nach
Heidelberg
und machen einen Spaziergang durch die Hauptstraßen.
Die Stadt ist wunderschön, verschont von den Bombenangriffen des 2. Weltkrieges,
mit vielen Leuten und voller Leben. Es ist nach Mitternacht, als wir nach Hause
fahren und gleich schlafen gehen.
Wir haben wieder, wir vor 45 Tagen, unten auf der Straße, am Fuß des Hügels auf dem Herbert und Ulla wohnen, geparkt. Es ist sehr ruhig aber wir schlafen trotzdem nicht gut, denn wir haben zu viel Fleisch im Magen. Aber schließlich habe ich das auch überlebt!
50. Tag - 24.07.1995 - Montag: Birkenau NL (D) - Kappel (CH) – 350/12731 km
Wieder ein schöner Tag. Den Vormittag verbringen wir in der Sonne auf der Terrasse mit Ulla. Herbert ist arbeiten gegangen, aber um 13.00 Uhr kommt er zum Mittagessen, welches Carla bereitet hat. Nudeln mit Tomaten alla italiana. Es hat ihnen scheinbar sehr geschmeckt!
Um 15.00 Uhr verabschieden wir uns von unseren Freunden und fahren zu einem Supermarkt in Mannheim, um einige Geschenke zu kaufen und dann geht es weiter nach Süden in die Schweiz. Mit schönem Wetter und ohne Stau erreichen wir Basel. Eine halbe Stunde später um 20.30 Uhr sind wir in Kappel. Unser Sohn Davor ist mit seiner Familie in Frankreich im Camping und zu Hause bei ihm begrüßen wir nur Dora, Mama von Michelle. Wir plaudern kurz am Telefon mit Davor und Familie. Um 23.30 Uhr geht’s in die Betten. Es ist sehr ruhig in ihrer stillen Straße.
51. Tag - 25.07.1995 - Dienstag: Kappel (CH) - San Maurizio Canavese (I) – 430/13161 km
Um 9.00 Uhr, nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Dora und es geht auf die letzte Etappe unserer langen, sehr schönen Reise nach Skandinavien. Auch wenn es in Norwegen regnerisch war, war es doch wunderschön.
Mit der Autobahn über Lugano, Chiasso und Milano kommen wir, bei schönem Wetter, wieder wohlbehalten um 14.00 Uhr zu Hause in San Maurizio Canavese an, nach 13.161 km welche wir zurückgelegt haben (Tabelle)!!
Peter ist auf der Arbeit, und Jasminka ist dabei wieder Ordnung im Haus zu machen, denn gestern haben sie ihren 23. Geburtstag gefeiert.
Unser zweites Häuschen, auf Rädern, klein aber gemütlich, stellen wir unter sein Dach, um dort auf die nächste Reise zu warten, aber nicht zu lange. Schon in einer Woche wollen wir noch am Meer ein bißchen Sonne tanken in unserem Camping „FKK Kažela“ in Medulin, Istrien.